142 und die Hasen und Rehe scharrten sich einiges Kraut und einige Knospen unter dem Schnee heraus, so daß sie zwar ein wenig Hunger litten, aber doch nicht umkamen. Die Haustiere aber standen in warmen Ställen, deren Türen und Fenster mit Stroh verwahrt waren. Und da ihnen alle Tage Heu und Hafer in die Krippe gebracht wurde, so hielten sie es aus und erfroren nicht. Die Menschen aber hatten sich eiserne Ösen verfertigt und machten Feuer hinein. Je ärger es der Winter mit seinem Froste machte, desto mehr Holz, Torf und Steinkohlen brannten sie in dem Ofen. Und wenn schon das Trinkwasser in die Wohnstube gebracht werden mußte, damit es nicht zu einem Eisklumpen gefror, und obgleich hier und da einem ein Finger oder gar die Nase erfror, so blieben doch die Menschen am Leben und holten sich aus dem Keller ihre Nahrung wie zuvor. 3. Da merkte der Winter, daß er nicht Kraft genug hatte, die Tiere zu vertilgen, weil der liebe Gott für sie sorgte, und ebensowenig die Menschen, weil diese Vernunft genug haben, um sich vor dem Grimme des Winters zu schützen. Da ließ er nach, und die Sonne besiegte ihn alle Tage mehr, und bald sangen die Vögel wieder, und die Wiesen wurden grün, und die Menschen brauchten sogar den Ofen nicht mehr zu heizen. 140. Trost im Winter. Von Emmy Giehrl. 1. Wenn auch das große Leichentuch die Erde rings umspannt, so waltet doch auf Feld und Flur des treuen Gottes Hand. 2. Drum denk' ich auch in Winters Nacht: es wechselt Freud' und Leid, und wenn es bitter friert und stürmt, ist Christkind nicht mehr weit.