17 um den Leuten Arbeit zu geben, da will ich hin und mich melden. Du, liebe Frau, hast, ehe wir uns verheirateten, lange Zeit als Köchin gedient, wie wäre es, wenn du für die Zeit der Noth wieder einen Dienst such¬ test?" Johanne antwortete aus diesen Vorschlag: „Es wäre mir schon ganz recht; aber was sollte denn aus unsern vier Kindern werden, wenn sie ohne Vater und Mutter zurückblieben?" „Daran habe ich wohl gedacht," sprach Vater Mathias. „Unsere Karoline ist aus der Schule entlassen, wir vermiethen sie als Kinder¬ mädchen. Den Peter nehme ich mit mir, er ist ein kräftiger Bursche, er muß mit zur Eisenbahn, wird schon Arbeit dort finden. Unser Hannchen ist zwar erst acht Jahr alt, aber sie leistet doch schon der Frau Pastorin allerlei kleine Dienste und verdient sich monatlich einen halben Thaler. Wir wollen die Frau Pastorin bitten, die Hanne ganz zu sich zu nehmen und ihr anstatt des Geldes Kost zu geben. Das kleine Minchcn geben wir zu meiner Schwester, die wird sür das Kind sorgen, natürlich be¬ zahlen wir es ihr." Es geschah nun alles so, wie Mathias seinen Plan gemacht hatte. Die Hausgeräthe wurden dem Hauswirt in Verwahrung gegeben, es brauchte nichts von den Sachen verkauft zu werden. Ein ganzes Jahr verging. Nach dem kalten Winter kam der milde Frühling und mit ihm die Zeit der Aussaat. Die Felder wurden wieder bestellt. Dann kam der warme Sommer mit Sonnenschein, Regen und Thau, und der Herbst kam, und des Herrn Segen schenkte eine reiche Ernte. Nun kehrte Vater Mathias wieder heim mit seinem Peter, auch seine Frau kam zurück, und die drei Mädchen wurden wieder ins Vaterhaus geholt. Allen war es gut gegangen; denn alle waren fleißig gewesen, und das kleine Minchen, das noch nicht hatte arbeiten können, hatte wenig¬ stens durch Gehorsam ihre Pflicht gethan. Als alle wieder glücklich bei¬ sammen waren, sagte Vater Mathias zu seinen Kindern: „Kinder, ihr habt eine ernste Zeit der Noth durchgemacht, laßt sie euch zur Lehre dienen. Gott verläßt niemand, und wer sich fügen will, dem kommt Hilfe, und das ist auch gewiß wahr: Wo Arbeit das Haus bewacht, kann Armut nicht hinein." Nach Thekla v. Gumpert. 16. Das Vaterhaus. Wo's Dörflein dort zu Ende geht, wo’s Mühlenrad am Bach sich dreht, da steht im duft’gen Blütenstrauß ein Hüttlein klein, mein Vaterhaus. Da schlagen mir zwei Herzen drin voll Liehe und voll treuem Sinn, mein Vater und die Mutter mein, das sind die Herzen fromm und rein. Darin noch meine Wiege steht, darin lernt’ ich mein erst Wirth, Lesebuch. II. 2