94 —2 — sammen 4823 Schülern. Von diesen Winterschulen kommen 30 allein auf die Rheinprovinz. Außerdem entstanden eine große Anzahl anderer An— stalten, welche die Ausbildung in einem besonderen landwirtschaftlichen Betriebszweige bezwecken wie Obst- und Gartenbau-Schulen, Molkerei Schuͤlen, Haushaltungsschulen u. a. Einen ähnlichen Erfolg hatte die Entwicklung des landwirtschaftlichen Vereinswesens. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es im ganzen deutschen Reich kaum zwei Dutzend landwirtschaftliche Vereine. Von den zwanziger Jahren ab vermehrte sich ihre Zahl beträchtlich, noch weit stärker in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Am Ende desselben bestanden allein in Preußen 2683 landwirtschaftliche Vereine mit 267454 Mit— gliedern, die sich zu Zentral-, Haupt- und Provinzial-Vereinen zusammengeschlossen, deren Vorstände die gemeinschaftlichen Interessen wahr⸗ zunehmen hatten und die Vermittelungsstellen zwischen den Behörden und den Landwirten bildeten. In jüngster Zeit wurden die Landwirtschafts— kammern errichtet und hierdurch auf geseßlicher Bestimmung beruhende mit weitgehenden Befugnissen ausgestattete Körperschaften geschaffen, welchen das Recht und die Pfücht obliegt, die Interessen der Landwirtschaft nach allen Richtungen hin wahrzunehmen und geltend zu machen. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften sind erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstanden; ihre eigentliche Wiege ist die Rheinprovinz. Ihre anfangs etwas langsam vorsichgehende Ausbreitung vollzog sich später, nachdem durch die deutschen Reichsgesetze von 1871 und 1889 für sie eine gesicherte und ihren Bedürfnissen ent— sprechende Grundlage gewonnen war, sehr schnell. Im Jahre 1890 betrug die Gesamtzahl der eingetragenen landwirtschaftlichen Genossenschaften etwa 3000, im Jahre 1900 war sie bereits auf das dreifache gestiegen. Zur Hebung der landwirtschaftlichen Lage, der geistigen Bildung und sittlichen Züchtigkeit des bäuerlichen Standes haben die Genossenschaften ohne Zweifel außerordentlich beigetragen. Insbesondere gilt dieses von den Kreditgenossen⸗ schaften, auch Darlehnskassen genannt; ferner aber auch von den Bezugs-, Absatz⸗ und Molkereigenossenschaften. Mit Ende der siebenziger Jahre und Anfang der achtziger Jahre hörte die für die Landwirtschaft günstige Periode auf, und es begann eine ungünstige Zeit, in der wir uns augenblicklich noch befinden. Herbeigeführt purde dieselbe durch verschiedene Umstände. Während der siebenziger Jahre hatten Rußland und Nordamerika ihr Eisenbahnnetz ungeheuer ausgedehnt und fingen an, gewaltige Mengen von Getreide nach Europa zu senden, wodurch die Getreidepreise stark zurückgingen. Gleichzeitig stiegen in noch höherenn Maße die Wirtschaftskosten. Die Arbeitslöhne erfuhren eine beitere sehr empfindliche Steigerung; die Abgaben an Provinz, Kreis und Gemeinde wuchsen in ähnlichem Grade; hierzu kamen noch die neuen Lasten infolge der sozialen Gesetzgebung. Alles dieses bewirkte eine nachteilige Veranderung in dem Verhaͤltnis zwischen Geldrohertrag und Geldreinertrag. Dazu kommt nun noch seit etwa 1015 Jahren ein weiterer Übelstand, der in dem großen Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern besteht. Ein Zurückgehen der —25 ist erfreulicher Weise trotz aller dieser uͤbelsande nicht eingetreten; im Gegenteil, sie sind in den letztver—