238 flohen in ihre Burgen. Hier hinter den dicken Mauern glaubten sie sich sicher. Der Burggraf hatte aber eine große 24 pfündige Kanone, seine ganze Artillerie, die man ihrer Schwerfälligkeit wegen die faule Grete nannte. Da sie die erste war, die man in Brandenburg sah, so erregte sie Stau— nen und Schrecken. Die Burgen wurden zusammengeschossen, die Räuber gerieten in Angst. Sie ergaben sich, oder wurden gefangen, oder flohen. Nun kam Ruhe ins Land. Die Straßen wurden sicher, der Unterthan konnte ohne Angst und Sorgen sein Geschäft betreiben, die Fluren wurden nicht mehr zertreten. Im Jahre 1415 gab Kaiser Sigismund dem Burggrafen von Nürn— berg und Fürsten zu Hohenzollern als Friedrich J. das ganze Kurfürsten— tum Brandenburg nebst allen dazu gehörenden Rechten als erb- und eigen— tümlich und belehnte ihn mit diesem Lande auf dem Reichstage zu Kostnitz im Jahre 1417 aufs feierlichste. Friedrich ließ sich darauf in Berlin huldigen. Diese Stadt wurde von nun an Residenz der Regenten und die Hauptstadt des Reiches. Vormbaum. 199. Die Erfindung der Buchdruckerkunst. Die Buchdruckerkunst ist eine Erfindung der Deutschen und geschah ums Jahr 1440. Bis dahin mußte man sich der geschriebenen Bücher bedienen. Wollte jemand ein Buch haben, so ging er zu einem Mönche, der im Schreiben geschickt war — denn die Mönche beschäftigten sich fast allein damit — und bat ihn, ihm doch das Buch abzuschreiben. Dieser nahm dann feines, dünnes Pergament, auch schon eine kostbare Sache, zog sich saubere Linien und fing nun an zu schreiben. Ehe er aber fertig wurde, verging oft ein Jahr oder mehrere, und daher war es kein Wunder, wenn er für ein einziges Buch hundert und mehr Thaler forderte. Diese Bücher wurden gewöhnlich mit vieler Nettigkeit und Pracht gearbeitet. Die Anfangsbuchstaben wurden sehr groß gemacht, mit schönen Farben ausgemalt und mit Gold ausgefüllt, so daß in manchem Buche allein für 20 Dukaten Gold steckte. Das alles machte die Bücher teuer und selten. An Schulbücher war damals natürlich gar nicht zu denken. Wie viel un— vollkommener mußten also schon aus diesem Grunde damals die Schulen sein! Auch die Lehrer konnten nicht weiter fortstudieren, weil sie sich keine Bücher anschaffen konnten, und vergaßen wohl zuletzt, was sie früherhin gelernt hatten. Lesebücher gab es damals gar nicht, und so fiel das Hauptmittel weg, dem Geiste Nahrung zu verschaffen, das Herz durch Lesen guter Bücher zu veredeln und den Geschmack auszubilden. Wer da— mals ein Buch hatte, schätzte sich überglücklich; nur reiche Leute konnten sich eine kleine Büchersammlung anschaffen. Einen Schritt zur Erfindung der Buchdruckerkunst machte man durch die Verfertigung der Spielkarten. Diese einzeln zu machen und auszu— malen, hätte entsetzlich aufgehalten. Man nahm also ein Brettchen von Holz, schnitt die Figuren so aus, daß sie hervorstanden, bestrich sie mit Farbe und drückte sie nun so oft ab, wie man wollte. Da das gelang,