399 — nicht mehr anerkennen wollten. „Was hat er denn Großes geleistet?“ sagten eingebildete Schwätzer, „jeder andere hätte die neue Welt ebenso gut entdecken können.“ Mit so überklugen Leuten saß Kolumbus einst zu Tische, als eben gesottene Eier aufgetragen wurden. Kolumbus nahm ein Ei und fragte: „Wer von den Herren kann wohl dieses Ei so auf die Spitze stellen, daß es frei steht?“ Mehrere versuchten es, aber vergeblich. Da drückte Kolumbus das Ei an der Spitze ein, und siehe, es stand. „Ja, so hätten wir es auch gekonnt,“ riefen jetzt alle. „Ganz recht, liebe Herren,“ erwiderte Kolumbus lächelnd; „das gerade ist der Unterschied zwischen euch und mir, daß ihr alle es so hättet machen können, ich allein es aber so gemacht habe!“ Kolumbus starb, 59 Jahre alt, in der spanischen Stadt Valladolid. Sein Leichnam wurde nach Hayti und später nach Kuba gebracht. Der von ihm entdeckte Erdteil aber erhielt nicht nach ihm, sondern nach dem Italiener Amerigo, der ihn zunächst beschrieb, den Namen Amerika. Z. 2. Andrũ. 310. Kolumbus. „Was willst du, Fernando, so trüb und bleich? Du bringst mir traurige Mär!“ „„Ach, edler Feldherr, bereitet euch! Nicht länger bezähm' ich das Heer! Wenn jetzt nicht die Küste sich zeigen So seid ihr ein Opfer der Wut; will, Sie fordern laut wie Sturmgebrüll Des Feldherrn heiliges Blut.““ Und eh' noch dem Ritter das Wort entflohn, Da drängte die Menge sich nach, Da stürmten die Krieger, die wüten— den, schon Gleich Wogen ins stille Gemach, Verzweiflung im wilden, verlöschenden Blick, Auf bleichen Gesichtern der Tod: — „„Verräter! wo ist nun dein gleißen⸗ des Glück? Jetzt rett' uns vom Gipfel der Not! Du giebst uns nicht Speise, so gieb uns dein Blut! Blut!““ rief das entzügelte Heer. — Sanft stellte der Große den Felsen— mut Entgegen dem stürmenden Meer. „Befriedigt mein Blut euch, so nehmt es und lebt! Doch bis noch ein einziges Mal Die Sonne dem seurigen Osten ent— schwebt, Vergönnt mir den segnenden Strahl. Beleuchtet der Morgen kein rettend Gestad', So biet' ich dem Tode mich gern, Bis dahin verfolgt noch den mutigen Pfad Und trauet der Hilfe des Herrn!“ Die Würde des Helden, sein ruhiger Blick Besiegte noch einmal die Wut, Sie wichen vom Haupte des Führers zurück Und schonten sein heiliges Blüt. „„Wohlan denn! es sei noch! doch hebt sich der Strahl Und zeigt uns kein rettendes Land, So siehst du die Sonne zum letzten Mal, So zittre der strafenden Hand!““ Geschlossen war also der eiserne Bund; Die Schrecklichen kehrten zurück. Es thue der leuchtende Morgen nun kund Des duldenden Helden Geschick! Die Sonne sank, der Tag entwich; Des Helden Brust ward schwer;