Ein Gesang über den Wassern. Was kümmert dieh drauben das Stürmen, Wenn der Sturm nur das Herz verschont, Wenn drin ein heiliger Friede, PVin heiterer Himmel wohnt? Was kümmert dich drauben das Schneien, Wenn's nur im Herzen nieht kalt. Wenn innen die Stimme nicht zittert, Beengt von Frostes Gewalt? Was kümmert dich drauben der WMinter, Wenn innen der Frühbling weht, Wenn innen ein lustiger Garten In Blumen und Blüten steht? Drum kümmre dich nicht um das Auben, Doch sei um das Innen bedacht; Lab stürmen die Welt und die Menschen, Dein Herz nimm sorglich in acht! Pranz v. Kobell. 6. Ein Gesang über den Wassern. Nach Amerika geht die Straße weit, und wer dahin will, muß mehr als einen Sonntag unterwegs bleiben. Dorthin zogen einmal vor Jahren vom Rhein her zwei Bauersleute, denen es in der Hei— mat nicht mehr wohl gefiel. Und sie waren schon wochenlang mit— ten auf dem Weltmeer, wo man keinen grünen Wald sieht und keinen Kornacker, und des Morgens kräht kein Hahn und des Mittags bläst kein Hirte, und wenn manchmal ein Vogel sich zeigt, so ist's keine Schwalbe, die den lieben Sommer verkündigt, auch keine Lerche, die einem auf dem Felde singen hilft im goldnen Sonnenschein, sondern ein Sturmvogel, der ein bös und brausend Wetter ansagt. Auch hat man da keinen festen Boden unter den Füßen wie hinter dem Pfluge, sondern das wankt und schwankt in einem fort und es wird einem an Leib und Seel' sterbensweh dabei. So geht's alle Tage und droben sieht man nur den unendlichen Himmel und drunten das weite, weite Gewässer und die Sonne hat kein trocken Plätzchen, wo sie abends sich hinlegen kann, sondern geht ins Meer zu Bett und steht aus dem Meer wieder auf. Nun gefielen zwar anfangs unsern zwei Landleuten die Meeres— wunder nicht wenig; denn alles Neue lockt und reizt des Menschen Herz. Aber wie es alle Tage dasselbe gab und kein Ende nehmen wollte, ward ihr Mut gar geringe und sie saßen oft beieinander oben auf dem