15 . Die Wärme als arbeitende Kraft. 121. Die Wüärme als arbeitende Kraft. So groß auch das Geschenk ist, welches die Natur uns im Lichte spendet, so scheint doch das Geschenk der Wärme für uns noch größer und wichtiger zu sein. Aus dieser Quelle fließt eine unabsehbare Menge von Wohltaten, die unser Dasein erst möglich machen, da ohne sie das Leben und Bestehen aller organischen Wesen in Frage gestellt sein würde. Die Wärme ist eine Großmacht auf dem Gebiete der Arbeit. Sie bereitet unsere Gerichte in der Küche; sie mahlt mittels des Dampfes das Mehl zu dem Brote, das wir essen, und spinnt die Wolle zu unsern Kleidern. Sie treibt die Drehbänke in den Maschinenwerkstätten, die Schnellpressen der Druckereien; sie leiht dem Menschen Riesenarme zur Bewältigung von Hindernissen und Flügel zur schnellen Bewegung. Wir stehen auf einem Dampfschiffe. Wie das rasselnd tost in dem Maschinenraume! Die Dampfpfeife gibt das Zeichen zur Abfahrt. Da zischt und sprudelt es; die mächtigen Kolben werden in Bewegung gesetzt; die Räder beginnen ihre rasche Drehung und wie auf den Flügeln des Windes gleitet der reichbeladene Dampfer über die glatte Wasserfläche dahin. WVWir befinden uns vor einem gewaltigen Eisenwerke. Da braust es und arbeitet es wie mit tausend Kräften. Rauchende Essen ragen hoch empor; aus den Kaminen treten stoßweise sich ballende, graue Dampfwolken, die in abenteuerlichen Gestalten die Luft erfüllen. Wir treten in die Stätten der Arbeit. Zentnerschwere Hämmer schmieden die glühenden Eisenmassen und große Walzen pressen den Block zu Eisenbahnschienen, formen ihn zu Stabeisen, zu Blech und ziehen den Draht aus. Und der Ursprung aller dieser Kräftetätigkeit ist die Wärme. Doch alles, was künstlich erzeugte Wärme leisten kann, ist nichts im Vergleiche mit jener gewaltigen Arbeit, welche die Sonnenwärme auf unserer Erde vollbringt. Der Wind treibt unsere Mühlen und Schiffe; aber die Urheberin der Luftströme ist die ungleiche Verteilung der Sonnenwärme. Der Fluß bewegt Maschinen aller Art; aber die Wärme der an ist es, welche das Wasser auf die Höhen des Gebirges hob, so daß es niederstürzend seine Kraft betätigen kann. Die Mbeiten, welche wir mit unserem Körper verrichten, beruhen auf der Zufuhr von Nahrung, von Brennstoff, der sich unter dem Einfluß der Sonnenwärme gebildet hat. Und selbst das Feuer, das unsere Speisen kocht und den Dampf in unsern Maschinen erzeugt, wem anders haben wir es zu verdanken als der Sonnenwärme? Sie hat ja das Wachstum des Baumes ermöglicht, dessen Holz wir verbrennen; sie hat vor vielen Jahrtausenden jene üppige Pflanzen— welt geschaffen, deren Reste, die Kohlen, heute die Grundlage der Induftrie geworden sind. So ist unsere große Wärmequelle, die Sonne, die Spenderin der arbeitenden Kraft für unsere Erde. Nach Dr. Netoliezka und Wettstein.