Friedliche Einwirkung Roms auf die Germanen. 35 21 steinfreie Erde herbeigeschafft, mit der Asche und den Kohlen des Feuers, mit den Knochen der geopferten und verspeisten Tiere und mit den Scherben der Tongefäße vermengt, welche die Hinterbliebenen pach dem Mabl zerschlagen hatten; dann schütteten sie alles über das Grab in Kreisform umher, wertvolle Gaben dazu einsenkend, trugen immer neue Erde herbei, bis der Hügel grob geworden war, und zün- deten auf der Spitze desselben wieder ein Peuer an, das sie dann noch- mals mit Erde bedeckten, so dab das Grab mächtig anwuchs zu einem Erinnérungsmale für ewige Zeiten. Grobartig sind die Funde, die in diesen auch in Südbayern noch zahlreich erhaltenen Kegelgräbern gemacht werden. Neben dteinwaffen und Steinwerkzeugen finden sich die schönsten bronzenen Gefäße aller Art, Bronzeschwerter, Speere, Schalen, Messer, Kämme, Meibel, Ge- wandnadeln, Brustschilder, goldene Diademe, Armringe und Halsbänder. Vielo dieser Gegenstände haben grobe Ahnliehkeit mit jenen bei den Pfahlbauten im Boden-, Chiem-, Ammer-, Schlier- und Wörth- see und insbesondere auch auf der Roseninsel im Würmsee aufgefundenen Hirschhorn-, Knochen-, Stein- und Bronzegeräten, welche zu bedeut- samen Zeugen der Geschichte wurden. Nach August Sach und Albert Richter. 199. Friedliche Einwirkung Roms auf die Germanen. Zwischen den Römern und Deutschen entwickelten sich nach den Kämp— fen in den ersten zwei Jahrhunderten christlicher Zeit äußerst lebhafte Beziehungen. Handel und Verkehr begannen ihre verbindende Kraft zu üben und durch den Austausch von Erzeugnissen den Norden und Süden zu verknüpfen. Der rätische Wein hatte schon längst den Weg nach Italien gefun— den; jetzt machten auch die saftigen Schinken aus den Gebieten der Brukterer und Marsen, die Braten und Daunen der fetten Gänse von den üppigen Wei— den des Niederlandes nordwärts der Lippe, die kurzgehörnten Ochsen des Hochlandes, ja selbst die deutschen Mohrrüben ihre Reise nach dem kaiser— lichen Rom. Die Eitelkeit der italienischen Frauen ließ das lichtblonde und rötliche Haar der germanischen Jugend zu einem Gegenstande des Handels werden. Die Pelze der grimmigen Raubtiere, die Hörner und Häute der Ungeheuer des Urwaldes fanden nun auch westlich vom Rheine ihre Liebhaber. Von den Städten Galliens und den neuen Alpenprovinzen her kamen wandernde Kaufleute immer häufiger nach Deutschland und mach— ten die Gegenden zwischen Rhein und Weser, die Wiesen des Niederlandes, die Täler am Main und am Neckar zu Zielpunkten römischer Gesittung. Auf den Edelhöfen begann man neben dem altheimischen Met und Bier Geschmack zu finden an den feurigen Weinen Italiens. Die Ansiedelungen bei den römischen Grenzfestungen wuchsen im— mer mehr empor und so entstanden blühende Städte, vor allem Mainz, die Ausfallburg der Römer, wo noch jetzt die Denkmale der Vorzeit an Drusus und seine Legionen erinnern. Die Umgebung der warmen Quellen Lesebuch für Sonntagschulen. 21