35. Sommernacht. — 36. Chidher. 535 1 3. Der Sänger drückt die Augen ein Und schlug in vollen Tönen; Die Ritter schauten mutig d'rein Und in den Schoß die Schönen— Der König, dem das Lied gefiel, Kieß ihm zum Lohne für sein Spiel Fine gold'ne Kette reichen. 53. Ich singe, wie der Vogel singt, Der in den Zweigen wohnet; Das Lied, das aus der Kehle dringt, Ist Lohn, der reichlich lohnet. Doch darf ich bitten, bitt' ich eins: Laßl mir den besten Becher Weins In purem Golde reichen.““ Die goldne Kelle gib mir nicht; Die Kette gib den Rittern, Vor deren kühnem Angesicht Der Feinde Lanzen splittern; Gib sie dem Kanzler, den du hast, Und laß ihn noch die gold'ne Last Zu andern Lasten tragen. 6. Er setzt ihn an, er trank ihn aus: „„O, Trank voll süßer Labe! . wohl dem hochbeglückten Haus, Wo das ist kleine Gabe! Ergeht's euch wohl, so denkt an mich, Und vanket Gott, so warm als ich Für diesen Trunk euch danke.““ (Joh. Wolfg. v. Goethe.) o) Episch-lyrische und episch-didaktische Gedichte. 35. Sommernacht. 1. Es wallt das Korn weit in die Runde, Und wie ein Meer dehnt es sich aus; Doch liegt auf seinem stillen Grunde Richt Seegewürm, noch and'rer Graus: Da raumen Blumen uur von Kränzen Und trinken der Gestirne Schein! O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen Saugt meine Seele gierig ein. 2. In meiner Heimat grünen Thalen, Da herrscht ein alter, schöner Brauch: 5. Schon sind die Garben festgebunden Wann hell die Sommersterne strahlen, Und schon in einen Kranz gebracht. Dder Glühwurm schimmert durch den Wie lieblich floh'n die stillen Stunden: Strauch, Es war ein Spiel in kühler Nacht. Dann geht ein Flüstern und ein Winken, Nun wird geschwärmt und hell gesungen Das sich dem Ährenfelde naht, Im Garbenkreis bis Morgenduft Da geht ein nächtlich Silberblinken Die nimmermüden braunen Jungen, Von Sicheln durch die gold'ne Saat. Zur eig'nen schweren Arbeit ruft. Gottfr. Keller, geb. 1819 zu Glattfelden bei Zürich, städtischer Beamter in Zurich, 1890.) 3. Das sind die Bursche, jung und wacker, Sie sammeln sich im Feld zu Hauf' Und suchen den gereiften Acker Der Wilwe oder Waise auf. Die keines Vaters, keiner Brüder Und keines Knechtes Hilfe weiß — Ihr schneiden sie den Segen nieder; Die reinste Lust ziert ihren Fleiß. 36. Chidher. r. Quidler, der euwig junge, Sprach: Ick fuli an einer Nadt vνν, i ν im Garten Fricite bracsi; Ich fragte, seit wwann die Su . Er rack und pnuckte dic Friclhie fort: Die Staui teht euvig an diesenm Ort Und uira so Stehen ewig Jort. A nach finfhundert Jahren n icha desselbigen Wegs gefasliren