103 daß mir gar nichts mehr übrig zu wünschen bleibt.“ Da kam ihm so in die Gedanken, was es seine Frau jetzt gut hätte, die säße daheim in einer kühlen Stube und ließe sich’s wohl schmecken, und ohne daß er’s wußte, sprach er so vor sich hin: „Ich wollte, die säße daheim auf dem Sattel und könnte nicht herunter, statt daß ich ihn da auf meinem Rücken schleppe.“ Und wie das letzte Wort aus seinem Munde kam, so war der Sattel von seinem Rücken verschwunden, und er merkte, daß sein zweiter Wunsch auch in Erfüllung gegangen war. Da ward ihm erst recht heiß, er fing an zu laufen und wollte daheim auf etwas Großes für den letzten Wunsch sinnen. Wie er aber ankommt und die Stubentür aufmacht, sitzt seine Frau auf dem Sattel und kann nicht herunter, jammert und schreit. Da sprach er: „Gieb dich zufrieden, ich will dir alle Reichtümer der Welt herbeiwünschen, nur bleib da sitzen.“ Sie schalt ihn aber und sprach: „Was helfen mir alle Reichtümer der Welt, wenn ich auf dem Sattel sitze? du hast mich darauf gei¬ wünscht, du mußt mir auch wieder herunterhelfen.“ Er mochte wollen oder nicht, er mußte den dritten Wunsch tun, daß sie vom Sattel heruntersteigen könnte; und der Wunsch ward alsbald erfüllt. Also hatte er nichts davon als Arger, Mühe, Scheltworte und ein verlornes Pferd; die Armen aber lebten vergnügt, still und fromm bis an ihr seliges Ende. Brüder Grimm. 74. Tas Christgeschenk. Fritz. Was hast du in deiner Schürze, Lärchen? Lore. Willst du es vielleicht tragen? Fritz. Soll ich auch deine Schürze dazu umtun? Lore. Als ob man nichts tragen könnte ohne Schürze! Aber sprich: — soll ich dir deine Christtagsüberraschung verderben? Fritz. Wie? was? ein Christgeschenk für mich? Lore. Nicht anders! Oder glaubst du mir nicht? Fritz. Glaub' ich dir nicht alles? Aber laß doch sehn! laß sehn! Was ist es? (Er will die Schürze ihr öffnen. Lore zieht sie zurück.) Lore. Ei! so wohlfeilen Kaufes erfährst du es nicht. — Kannst du's erraten? Fritz. Vielleicht! — Eine polnische Mütze? Nicht wahr?