— 200 — von 750 Mark gezwungen wurde. Hierbei wollte sich Grube aller— dings nicht beruhigen, sondern beim Reichsgericht Revision ein— legen; sein Rechtsanwalt machte ihm aber klar, daß dies nur möglich sei, wenn der Streitgegenstand einen Wert von über 1500 Mark habe. Es blieb ihm also nur übrig zu zahlen, wenn er nicht durch den Gerichtsvollzieher gepfändet sein wollte. So kam Meister Streich zu seinem Gelde und konnte die Lieferung der Schulbänke zur Zufriedenheit der städtischen Ver— waltung ausführen. Hermann. Aus Heineckes Lesebuch. X. Sorge fũr die Zukunft! 124. Wie sorgt der Geschäftsmann für seine Zukunft? In einer mittleren Stadt wohnten in derselben Gasse drei brave Handwerksmeister, welche innige Freundschaft miteinander verband. Zwei von ihnen, der Schmiedemeister Zander und der Bäckermeister Schulten, hatten es durch Sparsamkeit und glücklichen Fortgang ihres Gewerbes zu einem eigenen Häuschen gebracht; Meister Burkhard aber, der Schuh— macher, wohnte bei dem Bäcker zur Miete. In einer Sommernacht fuhr Meister Zander erschreckt vom Lager auf. Feuerlärm hatte ihn geweckt, und ein Blick durchs Fenster belehrte ihn, daß Nachbar Schultens Haus in hellen Flammen stand. „Barm— herziger Himmel!“ rief er aus, „und das bei solcher Dürre!“ Allen Bemühungen der herbeigeeilten Feuerwehr und der aufopfernden Hilfe der Nachbarn zum Trotz griff das Feuer so rasch um sich, daß nur wenig gerettet werden konnte, und die beiden hart betroffenen Meister konnten nur von Glück sagen, daß sie und ihre Angehörigen unversehrt davonge— kommen waren und Freund Zander ihnen für die nächste Zeit in seinem Hause Obdach gewährte. Meister Burkhard war der Verzweiflung nahe. War er doch, wie man zu sagen pflegt, rein abgebrannt, und, was das Schlimmste war, sein Handwerkszeug, sein Ledervorrat, sein Bestand an Schuhleisten, alles war dahin. Wollte er nicht mit den Seinen verhungern, so mußte er sich wohl oder übel als Arbeiter in der Schuhfabrik einschreiben lassen, die vor einiger Zeit in einem benachbarten Orte angelegt worden war. Dem Bäckermeister war freilich, da er im Erdgeschoß gewohnt hatte, ein Teil seines Hausrates verblieben; allein davon war nur weniges noch in brauchbarem Zustande. Sein Haus lag völlig in Trümmern, und an die Fortführung seines Gewerbes konnte er vorerst nicht denken. Trotzdem durfte er mit geringerer Sorge in die Zukunft schauen; denn er hatte sein Haus und seine bewegliche Habe bei einer Feuerversicherungsgesell— schaft versichert, und schon wenige Tage nach dem Brandunglück erschienen zwei Beamte dieser Gesellschaft, um den Schaden festzustellen, den Meister Schulten erlitten hatte. Sie sahen bald ein, daß das Haus neu auf—