Der Herbst ist auch die Zeit der Weinernte. Schon im Spät¬ sommer waren einige Weintrauben reif. Welch eine Freude ist das, wenn der Vater die Leiter an das Haus lehnt und für die Kinder eine reife Weintraube abschneidet! Wie sind dann die Fingerchen so fleißig, die Beeren abzupflücken! Auch die Sperlinge wissen, daß die Weinbeeren gut schmecken. Sie picken sich gar manches Beerlein ab und verzehren es. Jagt man sie auch fort, sie kommen immer wieder. Darum hängen manche Leute Netze vor die Weinstöcke, daß die Sperlinge sich fürchten sollen, gefangen zu werden. Erst fiirchten sie sich wohl auch, aber dann kriechen sie öfters sogar unter die Netze. Auch Wespen und große Fliegen naschen gern von den süßen Weinbeeren. Gar manche Traube wird von ihnen verzehrt, so daß nur die Häute und die Kerne von den Beeren bleiben. In manchen Gegenden giebt es große Gärten, in welchen nur Weinstöcke stehen. Vorzüglich liegen solche Gärten an Bergen und heißen dann Weinberge. In diesen Weinbergen schneiden die Leute im Herbste die Trauben ab, thun sie in Körbe und Fässer und bringen sie in ein Haus. Dort werden sie gepreßt, und der süße Saft der Beeren, welcher Most heißt, wird in Fässer gefüllt. Ans dem Moste wird der Wein. Die Ernte des Weines nennt man Weinlese. Zur Zeit der Weinlese sind die Weingürtner oder Winzer, wenn die Weinstöcke viele Trauben haben, recht fröhlich; sie singen und schießen vor Freuden. Sie haben viele Mühe und Arbeit mit den Weinstöcken gehabt. Sie mußten sie düngen und behacken, viele Zweige, welche keine Früchte bringen, ab¬ schneiden und die Stöcke an Pfühle binden. In Ländern, in welchen es wärmer ist als bei uns, werden die Weintrauben größer, die Beeren derselben sind auch viel süßer als unsere Weinbeeren. Sie werden wie bei uns die Zwetschen getrocknet. Die Rosinen, welche ihr so gern eßt, sind solche getrocknete Weinbeeren. * Die Sonne reift's, die Hand bricht's, Der Mund ißt's, der Fuß tritt's. Plümers Lesebuch. 148. Den Fuchs und die Trauben. An einem Weinstocke hingen einige schöne Trauben. Der Fuchs kam vorbei, sah die Trauben und sprang aus Leibeskräften in die Höhe nach ihnen, doch er konnte sie nicht erreichen. Das verdroß ihn sehr. Aber er wollte es nicht merken lassen und sagte im Weg¬ gehen : „Die Trauben sind sauer, ich mag keine davon.“