24 Stadiums mit Zuschauern, und wenn die Volksmenge beisammen war, dann traten durch einen verdeckten Gang auf der Westseite die Kämpfergruppen herein von den Kampfrichtern geführt, welche, durch Purpurgewänder ausgezeichnet, auf ihrem Ehrensitze Platz nahmen. Der Herold rief die Kämpfer vor die Schranken; sie wurden mit Namensaufrufe dem Volke vorgestellt; wer einen derselben seiner Sitten oder seiner Herkunft wegen für unwürdig hielt, um den Kranz des Zeus zu kämpfen, der konnte sich zur Anklage erheben, die von den Richtern sofort erledigt wurde. Dann traten die Kämpfer an die silberne, dem Zeus heilige Losurne heran, und einer nach dem andern nahm, nachdem er ein kurzes Gebet gesprochen hatte, eins der Lose hervor, welche nach gleichen Buchstaben die Paare oder Gruppen bestimmten. So viele der Gruppen da waren — denn es liefen immer vier mit einander — so oft wurde der Kampf erneuert, und da einer Sieger bleiben mußte, so traten, die in den verschiedenen Gruppen gesiegt hatten, zuletzt zum entscheidenden Preiskampfe zusammen. Nach Art des Wettlaufs wurden auch die anderen Wettkämpfe des Sta— diums eingeleitet und ausgeführt: der Sprung, in welchem Schwungkraft der Glieder und Entschlossenheit sich bewährte, der Ringkampf, durch welchen Männer wie Milon, der reiche Schüler des Pythagoras, ihren Ruhm durch alle Länder verbreiteten, ferner der rohere Faustkampf, der Wurf des Diskos und des Speers. In allen den genannten Gattungen der gymnastischen Übungen be— währte sich des Mannes eigene Kraft und Gewandtheit. Ihnen gegenüber standen die ritterlichen Spiele, wo man der Rosse Tüchtigkeit den Sieg verdankte— Wenn dieser Kampf dennoch alle anderen überstrahlte, so war es nicht sowohl die Rücksicht auf die Kunst des Wagenlenkers als vielmehr der Glanz des Reich— tums, die Pracht des Aufzuges, welche zu Gunsten dieser Kampfart entschieden. Hier zeigten sich nur die größeren Staaten, und überall galt es für eine Stufe hohen Erdenglücks, wenn es jemand vergönnt war, für den Wettkampf Vier— gespanne aufziehen zu können. Nur die Reichsten traten hier in die Schranken; die Könige von Syrakus und Kyrene sandten ihre Wagenlenker; hochfahrenden Jünglingen, wie dem Alkibiades, erschien nur der Sieg im Hippodrom als ein begehrungswürdiges Ziel. Zu diesem herrlichsten der Schauspiele füllten sich am vierten Festtage die langen Stufenreihen zu den Seiten der Rennbahn. Die Wagenstände wurden verlost; vor jedem Wagenstande war ein Seil gezogen, hinter welchem die Renner ungeduldig den Boden stampften. In der Nähe saß auf einem Altare ein eherner Adler, welcher, in die Luft steigend, den ersehnten Anfang des Spieles verkündete. Gleichzeitig senkte sich ein Delphin, der auf einem Querbalken lag, ein Sinnbild des reisigen Meergottes. Dies war das Zeichen für die Reiter und Wagenlenker; denn unmittelbar darauf wurden die Seile vor den Wagenständen fortgezogen. Nun tauchten die Gespanne paarweise vom Hintergrunde her vor den Augen des Volkes hervor und bildeten beim Be— ginne der Bahn eine prächtige, unaufhaltsam stürmende Wagenreihe. Es kam auf der breiten Bahn, welche ein Viergespann mit ausgewachsenen Rossen zwölf— mal durchmessen mußte, alles darauf an, einerseits die kürzesten Fahrten zu machen und möglichst nahe an der Zielsäule mit dem linkslaufenden Pferde herumzulenken, andererseits aber dem auf dieser Linie sich zusammenschiebenden