144 32 (2). Aus dem zweiten Kriege. Hännibal. 1. Im zweiten Panischen Kriege (218—201) wurde Rom an den Rand des Verderbens gebracht durch den großen karthagischen Feldherrn Hannibal, der zu den berühmtesten Feldherren aller Zeiten gehört und für die Römer, nach ihrem eigenen Eingeständnis, der gewaltigste Gegner war, den sie je gehabt. Er war der Sohn jenes Hamilkar Barkas, der sich schon im ersten Kriege ausgezeichnet und in der Zwischenzeit den Karthagern fast ganz Spanien unterworfen hatte. Schon als 9jährigen Knaben hatte ihn der Vater dorthin mitgenommen und vorher am Altare den Römern ewige Feindschaft schwören lassen. Und nie ist ein Schwur treuer gehalten worden! Dann war er so recht mitten im Kriegslager erzogen worden und hatte die Kriegskunst unter der Leitung seines Vaters und dann unter der seines Schwagers Hasdrubal gelernt. Nach dessen Tode selbst zum Feldherrn erwählt, entwarf er große Pläne für die Erhebung seines Vaterlandes. Nie hätte die Wahl auf einen trefflicheren Führer fallen können. Keine Gefahr konnte ihn erschüttern, keine Arbeit ermüden. Er war unempfindlich gegen Frost und Hitze, gleichgültig gegen sinnliche Genüsse. Für Schlaf, Erholung, Mahlzeiten hatte er keine bestimmten Stunden: alles richtete sich nach den Forderungen des Dienstes, der Arbeit. Dabei wollte er nichts vor den gemeinen Soldaten voraus haben. Oft genug schlief er mitten unter ihnen, nur in seinen Kriegsmantel gehüllt, auf bloßer Erde. Nur seine Waffen und seine Streitrosse mußten ausgezeichnet sein; denn er war immer der erste, wenn es in die Schlacht ging, und der letzte, der das Gefecht verließ. So war er der Abgott der Soldaten geworden, die ihm begeistert überallhin folgten. Den Römern zum Trotz griff er die mit ihnen verbündete feste Stadt Sagünt an und bestürmte sie mit aller Gewalt, bis die Einwohner nach achtmonatlicher hartnäckiger Gegenwehr voll Verzweiflung sich selbst mit all ihrer Habe verbrannten. Nun rückte der junge Held, nachdem er seinen Bruder Hasdrubal in Spanien zur Sicherung der dortigen Eroberungen zurückgelassen hatte, an der Spitze eines Heeres von 60000 Mann und 40 Elefanten kühn über den Ebro (218). Er wollte die Römer jetzt gerade so in ihrem eigenen Lande aufsuchen, wie diese im letzten Kriege sein Vaterland heimgesucht hatten. Überall drang er siegreich vorwärts, zog über das Grenzgebirge Spaniens, die Pyrenäen, dann durchs südliche Gallien (Frankreich) und gelangte, verstärkt durch die Bündnisse gallischer Fürsten, im Spätherbst an den mächtigen und reißenden Rhodänusstrom (Rhone). Hier aber standen am jenseitigen Ufer große Scharen ein¬ geborener Kelten Völker, welche, mit der Stadt Massr'lia an der Fluß- t