A. Geschichte. 119 Krieg anzufangen?" Der König, wohl fühlend, daß in dieser Frage viele andere lagen, und daß jede Antwort weitläufige Debatten mit sich führen würde, sah ihn scharf und fest an, die gewandte Königin antwortete dagegen mit Würde: „Sire, dem Ruhme Friedrichs des Großen war es wohl erlaubt, über unsere Kräfte uns zu täuschen. Wir haben uns getäuscht, so war es beschlossen." Die Königin brach dieses dornige Gespräch ab und gab ihm eine leichtere Wendung. Man ging zu Tische. Bei dem prächtigen Mahle machte Napoleon den Wirt. Die Königin saß zur rechten, der König zur linken Seite des Siegers. Der König, ernst in sich gekehrt, sprach wenig, aber treffend und gut. Er blieb bei seiner Wahrhaftigkeit in jedem Augen¬ blicke, auch in dem verhängnisvollen, sich selbst treu. Er überließ aber bald bie Unterhaltung seiner gewandteren Gemahlin, die bei aller Treue und Un¬ schuld des Charakters mehr die Sprache in ihrer Gewalt hatte und sich leichter und gewandter in beliebte Formen schmiegen konnte. Mit vieler Klugheit vermied sie politische Seiten, und ohne dem mächtigen französischen Kaiser zu schmeicheln, was sie nicht konnte und wollte, sprach sie viel und, ihrer Überzeugung gemäß, mit Achtung und Wohlwollen von der damaligen Kaiserin Josephine. Der Kaiser war von der Königin ganz eingenommen. Eine solche weibliche Anmut und Würde war ihm noch nicht vorgekommen. Seine Bewunderung wuchs mit jedem Augenblicke, und er sagte nachher zu Talleyrand: „Ich wußte, daß ich eine schöne Königin sehen würde, aber ich habe die schönste Königin und zugleich die interessanteste Frau gefunden" — ein Urteil des Mannes, der zuvor die Königin bei jeder Gelegenheit ver¬ höhnte, sie als ränkevoll schilderte und lächerlich machte, zum Beweise, daß sie etwas besaß, und daß etwas in ihr lag, was auch Feinde versöhnen und gewinnen konnte. Alle, die den König in diesen verhängnisvollen Tagen beobachteten, stimmen darin überein, daß er nicht aus seiner Fassung gekommen sei. Der nächsten Umgebung des französischen Kaisers war dieses Verhalten des Königes von Preußen befremdend und auffallend. Seine Offiziere sagten: „Er be¬ nimmt sich, als wenn er Sieger, und wir die Besiegten wären." Die so urteilten, wußten freilich nicht, daß es eine stille Größe der Seele gibt, bie mächtiger ist als das Glück, wenn es erhebt, und das Unglück, wenn es stürzt. In beiden — da, als der König besiegt in Tilsit, und als er siegreich in Paris weilte —, war und blieb er derselbe, seine Grundsätze waren stärker und fester als die Erscheinungen der Zeit. 21. Niederdentschland im Frühlinge 18LS. Fritz Reuter. Uns' Herr Gott hadd den Franzosen in den rußschen Winter de gol- schienige Snakenhut afströpt. Hei, de süs as Herr rümme pucht hadd, kam as Snurrer uu Pracher taurügg un wendt sik an't dütsche Erbarmen, un dit schöne dütsche Gottesgeschenk kreg de Äwerhand äwer den grimmigen Haß. Keiner wull de Hand upböhren gegen den Mann, de von Gott slagen Was; dat Mitled led vergcten, wat hei verschuldt hadd. Knapp hadd sik äwer de verklamte Snak wedder verdort in dat warme dütsche Bedd, as