210 Detlev v. Liliencron. And überall Friede, im Meer, in den Landen. Plötzlich wie Ruf eines Raubtiers in Banden: Das Scheusal wälzte sich, atmete tief And schloß die Augen wieder und schlief. And rauschende, schwarze, langmähnige Wogen Kommen wie rasende Rosse geflogen. Trutz, Blanke Lans. Ein einziger Schrei — die Stadt ist versunken, And Lunderttausende sind ertrunken. Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch, Schwamm andern Tags der stumme Fisch. Leut bin ich über Rungholt gefahren. Die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren. Trutz, Blanke Lans? 184. Im Marschgarten. Nach Osten beugt sich Baum und Beerenflur, Denn ewig zerrt der West in Sturm und Regen. Ein dürftig Birnenbäumchen stemmt sich nur Mit aller Macht dem bösen Wind entgegen, Des umgeklappten Regenschirms Figur, Streckt es die Ärmchen aus wie strittige Degen. Neulich, bei dir, tat ich den Fahnenschwur: Trotzig wie du laß ich die Stirn mir fegen! 185. Schwalbensiciliane. Hwei Mutterarme, die das Kindchen wiegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Maitage, trautes Aneinanderschmiegen, Cs jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Des Mannes Kampf: Sieg oder Anterliegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Ein Sarg, auf den drei Landvoll Erde fliegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.