136 64. Berlins älteste Geschichte. und Oder zu ringen begannen und erfolgreich eine Landschaft nach der andern germanisierten, lag auf einem Sandhügel, rings von sumpfigen Wiesen umgeben, zwischen zwei Armen der Spree ein kleines wendisches Fischerdorf: man nannte es Kölln. Diesem gerade gegenüber, auf dem rechten Ufer des Flusses erblickte man ein ähnliches Dorf, mit Namen Berlin. Hier legten die Wenden¬ fürsten eine Burg- gegen die Deutschen an, zu welchen Zwecke ein Teil des Waldes ausgerodet werden mußte*). Die älteste Kirche Köllns ist die Petrikirche, da man den heiligen Petrus als Be¬ schützer der Fischer verehrte; diejenige Berlins dagegen die Nikolaikirche, denn St. Nikolaus galt als Beschützer der Fremden. Schon im Jahre 1232 bekam Kölln Stadtrechte, Berlin, welches zum erstenmal 1244 erwähnt wird, etwas später. Doch überflügelte dies bald das mehr abgeschlossene Kölln. Die älteste Brücke zwischen beiden war der Mühlendamm, ein schmaler, un¬ ansehnlicher Gang, der mit hölzernen Hütten besetzt war. Jede Stadt hatte ihren Schultheiß, später Bürgermeister genannt, der mit den Schöffen des Gerichts waltete; ferner erwählten die Bürger einen Stadtrat, dem die Polizei oblag, einen Notar und einen Kämmerer. Jede Stadt besaß auch ein Rathaus; das zu Kölln stand mitten auf dem Markte, so daß dieser in einen westlichen Teil, den Petriplatz, und einen östlichen, den Köllnischen Fischmarkt, zerfiel. Das zu Berlin aber stand auf dem Molken markt. Damit Einigkeit sie stark mache, verbanden sie sich durch Vertrag vom 7.'März 1307 zu einem Gemeinwesen, so daß fortan die Befestigung und Verteidigung, die Aufbringung der Steuern und die Gerichtspflege von einem Rate gemeinschaftlich besorgt wurde. Deshalb wurde ein drittes Rathaus nötig, das 1308 auf einer Spreeinsel erbaut wurde. Über diese führte die Lange Brücke, die wegen der niedrigen Spreeufer bis an die Poststraße reichte. Von hier aus war der Eingang in das neue Rathaus, dessen zierliche Türme weit über die andern Häuser emporragten; der mächtige, vielfach ausgezackte Giebel war dem Spreeflusse zugewendet. Er durfte nach keiner der beiden Städte blicken. Wäre es doch zu Ungunsten der einen oder anderen ge¬ wesen! Das Holzwerk war nicht überputzt, aber künstlich aus¬ geschnitzt und rötlich gefärbt; alle Wände waren mit bunten Malereien, mit Figuren und Schnörkeln bedeckt. Um sich gegen streitlustige Ritter oder räuberische Wegelagerer besser schützen zu können, vereinigten sich die Schwesterstädte in demselben Jahre mit dreißig anderen Städten der Mark zu einem achtungge¬ bietenden Bunde. In der Zeit von 1319 bis 1415 herrschien in der Mark *) Kölln von Köllen, Pfahl; Berlin von Borrolin = Rodung.