68. Erfindungen im Mittelalter. 143 Ein andres großes Verdienst um Deutschland erwarb sich Maximilian durch Einführung des Postwesens. Früher hatte man nur reitende Boten von einer Handelsstadt zur andern, auch Landkutschen, welche Reisende und Gepäck aufnahmen. Sollten aber Briefe an Orte gelangen, die nicht an der Straße lagen, oder waren sie für das Ausland bestimmt, so mußte man eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Boten schicken. Jenes war sehr umständlich und unsicher, dieses sehr kostspielig. Höchst erfreulich mußte deshalb für alle, insbesondre aber für den Kaufmannsstand, eine Anstalt werden, durch welche man fortan alles, was man wollte, mit Schnelligkeit und Sicherheit von einem Ort zum andern befördern konnte. In Frankreich bestand diese höchst gemeinnützige Anstalt schon seit dem Jahre 1464 und war bald nachher von dem deutschen Grafen von Thurn und Taxis in Tirol nachgeahmt worden. Durch dessen Sohn Franz führte Maximilian im Jahre 1516 zuerst eine Post von Wien nach Brüssel ein und ernannte jenen Grafen zum General- Postmeister. Die Würde blieb in seiner Familie erblich. Mit der Zeit kam das Postwesen immer mehr in Aufnahme. Jeder Fürst führte es in seinem Lande ein; die meisten kauften das Recht dazu von der Familie von Thurn und Taxis, die dadurch außerordentlich reich wurde. Nachher ist sie sogar in den Fürsten¬ stand erhoben worden. — 68. Erfindungen im Mittelalter. Ludw. Stacke, Erzählungen aus der Geschichte. 11. Aufl. 1885. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters kamen Er¬ findungen auf, welche für die weitere Entwickelung des Menschen¬ geschlechts von hoher Wichtigkeit waren und als Vorboten des Überganges in die neue Zeit anzusehen sind. Hier ist zunächst der Kompaß zu nennen, dessen Erfindung dem Flavio Gioja aus Amalfi im Anfang des 14. Jahr¬ hunderts zu verdgnken ist. Erst durch den Kompaß wurde die Seefahrt auf dem freien Weltmeer möglich gemacht und der Weg zu neuen Entdeckungen gebahnt. Seine wesentlichsten Teile sind die auf einem Stift freispielende Magnetnadel, welche die wunder¬ bare Eigenschaft besitzt, stets nach Norden zu zeigen, und die Windrose, eine kreisförmige Scheibe, auf welcher ein Stern von zweiunddreißig Strahlen angebracht ist, deren Spitzen die Welt- und Himmelsgegenden anzeigen. Die Erfindung des Schießpulvers wird gewöhnlich dem Franziskaner Bert hold Schwarz zu Freiburg im Breisgau zugeschrieben (1340), der ein großer Freund chemischer Unter-