233 Schiller: Teil der Schütz und sein Knabe. (Aus „Wilhelm Tell/O 165 Des Knaben — ich begehr's und will's. Teil. Ich soll Mit meiner Armbrust auf das liebe Haupt Des eignen Kindes zielen? — Eher sterb' ich! Geßler. Du schießest oder stirbst mit deinem Knaben. Dell. Ich soll der Mörder werden meines Kinds! 170 Herr, Ihr habt keine Kinder — wisset nicht, Was sich bewegt in eines Vaters Herzen. Geßler. Ei, Dell, du bist ja plötzlich so besonnen! Man sagte mir, daß du ein Träumer seist Und dich entfernst von andrer Menschen Weise. 175 Du liebst das Seltsame — drum hab' ich jetzt. Ein eigen Wagstück für dich ausgesucht. Ein Andrer wohl bedächte sich — du drückst Die Augen zu und greifst es herzhaft an. Bertha. Scherzt nicht, o Herr, mit diesen armen Leuten! 180 Ihr seht sie bleich und zitternd stehn — so wenig Sind sie Kurzweils gewohnt aus Eurem Munde. Geßler. Wer sagt Euch, daß ich scherze? (Greift nach einem Baumzweige, der über ihn herhängt.) Hier ist der Apsel, Man mache Raum — er nehme seine Weite, Wie's Brauch ist — achtzig Schritte geb' ich ihm — 185 Nicht weniger noch mehr — er rühmte sich, Auf ihrer hundert seinen Mann zu treffen — Jetzt, Schütze, triff und fehle nicht das Ziel! Rudolf der Harras. Gott, das wird ernsthaft —falle nieder, Knabe, Es gilt, und fleh' den Landvogt um dein Leben! Walther spürst (bei Seite zu Melchthal, der kaum seine Ungeduld bezwingt). 190 Haltet an Euch! Ich fleh' Euch drum, bleibt ruhig! Bertha fzum Landvogt). Laßt es genug sein, Herr! Unmenschlich ist's, Mit eines Vaters Angst also zu spielen. Wenn dieser arme Mann auch Leib und Leben Verwirkt durch seine leichte Schuld, bei Gott! 195 Er hätte jetzt zehnfachen Tod empfunden. Entlaßt ihn ungekränkt in seine Hütte! Er bat Euch kennen lernen; dieser Stunde Wird er und seine Kindeskinder denken. Geßler. Oeffnet die Gasse — frisch! Was zauderst du? 200 Dein Leben ist verwirkt; ich kann dich tödten, Und sieh, ich lege gnädig dein Geschick In deine eigne kunstgeübte Hand. Der kann nicht klagen über harten Spruch, Den man zum Meister seines Schicksals macht. 205 Du rühmst dich deines sichern Blicks! Wohlan! Hier gilt es, Schütze, deine Kunst zu zeigen; Das Ziel ist würdig, und der Preis ist groß! Das Schwarze treffen in der Scheibe, das Kann auch ein Andrer, der ist mir der Meister,