307 Kugler: Friedrich II. im Lager von Bunzelwitz. Gott ist mächtiger als der Teufel und der König klüger als unsere Feinde." Auch ließ Friedrich wohl ein Bund Stroh in die Batterie bringen, in welcher er übernachten wollte; darauf nahm er dann sein Lager, während die gekrönten Häupter, die auf sein Verderben sannen, auf weichen Flaumen ruhten. So vergingen mehrere Wochen. Schon waren die Soldaten von den un¬ ausgesetzten Anstrengungen erschöpft, schon machte sich in dem Lager, dessen Ver¬ bindung mit dem Lande die Feinde abgeschnitten hatten, ein dringender Mangel bemerklich; schon rissen Krankheiten, endlich auch eine lähmende Mutlosigkeit unter den tapfern Preußen ein. Friedrich that Alles, um die Seinen zu stand¬ hafter Ausdauer anzuspornen; der Klang seiner Stimme, die Gewalt seines Auges waren es allein, was ihre Sinne noch frisch, ihr Gemüth noch kräftig erhielt. Aber er selbst erkannte die Gefahr seiner Lage nur zu gut; er sah es ein, daß seine Truppen einem ernstlichen Angriffe der übermächtigen Feinde nicht mehr würden widerstehen können. Den Vertrautesten offenbarte er wohl zuwei¬ len seine Stimmung; besonders bei dem alten Zieten, der mit seinen Scharen die Pein des Lagers theilte, suchte er gern Trost. Zieten war ungebeugt und sprach mit Ueberzeugung seine Hoffnung aus, daß man doch noch einst Alles zu gutem Ende bringen werde. Friedrich aber, der seine ganze Lage besser über¬ schaute als jener, mochte auf eine so freudige Zukunft kaum noch Hinblicken. Einst fragte er Zieten ironisch, ob er sich etwa einen neuen Alliierten verschafft habe. „Nein," antwortete Zieten, „nur den alten da oben, und der verläßt uns nicht." — „Ach," seufzte der König, „der thut keine Wunder mehr!" — /,Deren braucht's auch nicht," erwiderte Zieten; „er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken." — wenige schwere Monden sollten noch vorübergehen und Zietens Wort sich auf eine unerwartete Weise erfüllen. Die kühne Entschlossenheit, mit der Friedrich seine Stellung im Angesicht der Feinde behauptete, hatte deren Entschlüsse wankend gemacht, so daß sie sich nicht über den Angriff vereinigen konnten. Dazu kam, daß die alte Mißstim¬ mung zwischen Russen und Oesterreichern aufs neue hemmend hervortrat. Schon war Butturlin empfindlich darüber, daß sich Laudon nicht eher mit ihm ver¬ einigt, daß er ihn bis dahin der Gefahr bloßgestellt hatte, allein von den Preu¬ ßen angegriffen zu werden; auch mochte er wohl, da die Kaiserin krank lag, dem Preußisch gesinnten Thronfolger zu Gefallen, entscheidende Unternehmungen gegen Friedrich vermeiden. Vergebens bemühte sich Laudon, ihn zu einem gemeinschaft¬ lichen Angriffe auf das feste Lager der Preußen zu bewegen. Es wird erzählt, daß es ihm nur einmal, bei der Tafel, als der Wein die Gemüther erhitzt hatte, gelungen sei, den Russischen Heerführer zum Entschlüsse zu bewegen, daß der- sch^ auch diesmal, nachdem er den Rausch ausgeschlafen, alle Befehle zum Angriff widerrufen habe. Aber schon machte sich im feindlichen Heere der Man¬ gel an Nahrungsmitteln ebenso wie im Preußischen Lager auf eine drückende Weise bemerklich. Noch einmal versuchte Laudon einen entscheidenden Entschluß von seinem Bundesgenossen zu erzwingen; er entwarf eigenmächtig einen Plan zum Angriff und theilte den Russen die nöthigen Rollen darin zu. Dies aber verletzte Butturlins Empfindlichkeit im höchsten Maße; er benutzte den Vorwand, den ihm der ausgebrochene Mangel an die Hand geben mußte, und ging am 10. September mit seiner Armee nach der Oder ab. Nur ein Corps von 12,000 Mann unter dem General Tschernitschef ließ er bei Laudons Armee zurück. Nun bezog auch Laudon entfernt vom Preußischen Lager eine feste Stellung auf den Abhängen des Gebirges. Bei den Preußen aber war großer Jubel über die Errettung aus so drohender Gefahr; vierzehn Tage gönnte Friedrich den Seinen 20*