Die Wallfahrt nach Kevlaar. 95 104. Die Wallfahrt nach Kevlaar. Heinrich Heine. 1. Am Fenster stand die Mutter, die Mutter Gottes heilt dir im Bette lag der Sohn. dein krankes Herze ganz.“ „Willst du nicht aufstehn, Wilhelm, 4 6s flattern die Kirchenfahnen zu schaun die Prozession?“ es en en 2. „Ich bin so krank, o Mutter, das ist zu Köln am Rheine, daß ich nicht hör' und seh'; da geht die Prozession. ich denk' an das tote Gretchen, da tut das Herz mir weh.“ — uer solgt n ge 3. „Steh auf, wir wollen nach Kev- den Sohn, den führet sie; laar, sie singen beide im Chore: nimm Buch und Rosenkranz; „Gelobt seist du, Marie!“ L. Die Mutter Gottes zu Kevlaar 6. Der Sohn nahm seufzend das trägt heut ihr bestes Kleid; Wachsherz, heut hat sie viel zu schaffen, ging seufzend zum Heiligenbild; es kommen viel kranke Leut'. die Träne quillt aus dem Auge, 2. Die kranken Leute bringen das Wort aus dem Herzen quillt ihr dar als Opferspend' 7. „Du Hochgebenedeite, aus Wachs gebildete Glieder, du reine Gottesmagd, viel wächserne Füß' und Händ'. du Königin des Himmels, ir sei mei 3. Und wer eine Wachshand opfert, dir sei mein Leid geklagt! dem heilt an der Hand die Wund'. 8. Ich wohnte mit meiner Mutter und wer einen Wachsfuß opfert, zu Köllen in der Stadt, dem wird der Fuß gesund. der Stadt, die viele hundert 4. Nach Kevlaar ging mancher auf Kapellen und Kirchen hat. Krücken, 9. Und neben uns wohnte Gretchen, der jetzo tanzt auf dem Seil; doch die ist tot jetzund — gar mancher spielt jetzt die Bratsche, Marie, dir bring' ich ein Wachsherz dem dort kein Finger war heil. heil du meine Herzenswund'! 5. Die Mutter nahm ein Wachslicht 10. Heil du mein krankes Herze— und bildete draus ein Herz: ich will auch spät und früh „Bring das der Mutter Gottes, inbrünstiglich beten und singen: dann heilt sie deinen Schmerz.“ Gelobt seist du, Mariel“ * 277