Beschreibende Prosa. knochen, die sie verschleuderten. Die Natur lichkeiten zu den interessantesten Theilen selbst scheint hier oben zu trauern über den unserer Heimath. 30 Meilen weit erstreckt Abgang der großen Familie, die hier ihren er sich vom Voigtlande bis nach Oberöster— Wohnsitz hatte. Menschenleer ist die Ge- reich hinab, in einzelnen Gipfeln bis 4200, gend, verlassen sieht sich der Wanderer, und 4300 und 4600 Fuß aufragend, bald ver⸗ nur das Geläute der Heerden oder einer nahen hältnißmäßig schmal, bald mit mächtigen Aus⸗ Kirchenglocke dringt hin und wieder zu seinem läufern weit in Baiern und Böhmen hinein— Ohre. greifend. Von den beiden Theilen, in die Am südlichen Abhange des Berges liegt der Wald zerfällt, ist die viel kleinere nörd⸗ das Dorf Hohenstaufen. In der alten Kirche liche Hälfte noch am besuchtesten, da sie in desselben, die schon stand, als die Staufen der Nähe der Bäder Marienbad und Fran—⸗ Könige der Deutschen waren, ist eine kleine, zensbad liegt. In die südliche Hälfte, die niedrige Thur gegen den Verg zu; über der- grade die größten landschaftlichen Schönheiten selben befindet sich ein uraltes Wandgemälde, darbietet, verirrt sich dagegen selten der Fuß welches den Kaiser Friedrich Barbarossa in eines Fremden. Die Grenze zwischen diesen eiserner Rüstung vorstellt; unter dem Bilde beiden Hälften ist die breite Gebirgssenkung sind einige deutsche Reime, welche sagen, daß zwischen Neumark und Eschelkamm, deren Friedrich oft durch diese Thür in die Kirche Höhe über dem Meere noch 1300 Fuß be—⸗ gegangen sei. Tiefer unter dem Dorfe auf trägt. Der ganze Wald aber bildet die po— der Ebene ist ein dichter, großer Wald, in litische Grenze zwischen Baiern und Böhmen welchem ein paar alte, ganz mit Moos über- und einen Theil der großen Wasserscheide zogene Eichen stehen; von ihnen geht die zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Sage unter den Landleuten, daß sie aus den Meere. glanzvollen Zeiten des Hohenstaufischen Ge— Der Böhmerwald besitzt noch wirkliche schlechtes die einzigen noch lebenden Ueber- Urwälder, wildschön und ehrfurchtgebietend, reste seien. Wenn diese Sage auch nicht unberührt von der Menschenhand. Hier gilt wahr ist, so thut es doch dem Gefühle wohl, noch Tacitus Schilderung vom alten Deutsch— sich in die Zeiten zu versetzen, da diese land, „das an Sumpfen fruchtbar ist und Bäume jung waren, sich jene längst ent- von Wäldern starrt.“ Schon von fern ist schwundenen Menschengestalten zu denken, der Urwald an seinen zackigen, unregelmäßigen wie sie in diesem Forste den Ebern auflauer- Umrissen von dem nach der Schnur gleich— ten und den schnellen Hirsch mit ihren Spee- mäßig abgeschnittenen, cultivirten Hochwalde ren fällten; es thut dem Gefühle wohl, nach zu unterscheiden — In Thalgründen und einem so oft wiederholten Wechsel von Ge⸗ auf niedrigen Hochebnen ist er am üppigsten; schlechtern, Zeiten und Reichen eine Creatur, an den Bergabhängen bietet er, von Fels— einen Eichbaum anzuschauen, der alle diese massen unterbrochen, das pittoreskeste Bild dar; Wechsel erlebt hat, der dem stolzen Menschen in einer Höhe von 4000 Fuß bleibt noch die Kürze der ihm zugemessenen Zeit vor- die Fichte übrig, bis auf den Gipfeln des rückt und ihm zu sagen scheint: „Dein Leben Berges auch sie verschwindet. An geschützten währt siebzig Jahre, wenn es hoch kommt, Stellen streben die schlanken Bäume wie Säu⸗ achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen len eines Domes majestätisch in die Höhe ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; — und verschlingen oben ihre Zweige zu einem ich hingegen trotze der Zeit und meine Blät- Dache, durch das der Himmel kaum zu sehen ter grünen für und für.“ ist. Wo dagegen der Sturm Zugang findet, da stehen die Hochstämme, oft mit abgerisse— nen Kronen, einzeln und sind durch das Ge—⸗ wirr von modernden Baumleichen, Himbeeren und Brombeeren schwer zu erreichen. In den meisten Fällen bedeckt eine so mächtige Humusschicht den Boden, daß der Same un— ten auf der Erde nicht keimen kann. Um so üppiger wächst die junge Saat auf den faulenden Wurjelstöclen und den modernden liegenden Stämmen. Daher kommt es, daß S. Ehrhardt.