202 Beschreibende Prosa. wiederholen sich die Schilfbrände des Dniestrs und Dnieprs alljährlich so pünktlich, wie der Frühling und das Ergrünen der Bäume, uͤnd es wird wohl schon seit Jahrtausenden mit dem Borysthenes und Tiras der Alten derselbe Fall gewesen sein. Um so auf⸗ fallender, daß bisher noch kein Reisender von diesem doch in so vieler Hinsicht interes⸗ santen Frühlingsleuchten der Steppenflüsse gesprochen hat! auf die Verehrung der Götter des Landes sie stellen Geschente, Opfer und Gegenstände dar, die zur Ästronomie und zum Aderbau gehͤren. Die Gemälde in Palästen stellen groͤße Thaten, kriegerische Unternehmungen Flußübergänge, Belagerungen, Gefechte ꝛc. von Mit den Goͤttern und Königen haben di Todten die Sorgfalt und die Huldigung de alten Egypter getheilt. Man widmete ihnen dieselben in dem Glauben, daß die besel gende Fortdauer nach dem Tode sich an di Erhaltung des Körpers knüpfe, und suchl daher diesen vor Zerstörung zu bewahren Dabei kam ihnen das trocene Klima ihre Landes trefflich zu statten und der so nah öde Bergrand der Wüste bot hinreichendel Platz zur Aufbewahrung der Mumien. Daß sich die obern Kasten, überhaupt alle Wohl habenden eigene Todtenkammern als Erbh begräbnisse aushauen ließen, war natürlich aber sie suchten auch diese völlig dunkeh Räume sinnvoll auszuschmücken, und zwal wie ihre Tempel mit bemalten Reliefen Diese Wandsculpturen sind es nun, die del Alterthumsforscher vorzüglich fesseln, da si nicht bloß religiöfe Gegen tande, sondern aud Scenen des bürgerlichen Lebens auf die man nigfaltigste Weise darstellen. Da sieht mal die verschiedenen Geschäfte des Landmannes selbst das Hirtenleben, Jagd und Fischfang Kauf und Verkauf, Gastmähler, Tänze, Must mit allerlei Instrumenten u. s. w. Aud Hieroglyphen wurden hin und wieder in Mu— mien entdeckt, eine mit 30,000 Zeichen il 515 Columnen. Zahllos sind solche Fels gräber an der ganzen libyschen Vergseite de langen Nilthals, da jede Stadt sich in ihre Nähe eine solche Todtenwelt anlegte. Be Theben namentlich erstrecken sich die Aushöh lungen zwei Stunden weit hin, und mal unterscheidet noch jetzt genau die sorgfältiß gearbeiteten stolzen Königslammern, die iht Slelle an einer Felsfchlucht hatten, die wohl eine Stunde weit gen Westen sich in dit Wüste einkrümmt. Es sollen ihrer vierziß gewesen sein; zwölf sind noch uwerschüttet aber umgewuͤhlt sind alle und gewiß schon vor vielen Jahrhunderten, da man nach Schätzen suchte. Geht man von Theben abwärts bis gen Memphis, so kann man unterwegs mindesten⸗ vierzeha Ruinen betrachten; meist sind e Tempel. Seitwärts von Memphis hinter Sakkarah, dicht an der libyschen Bergkette, 20. Baudenkmäler in Egypten. Egypten ist das Land der Wunder; sein Himmelsstrich, seine Fruchtbarkeit, seine man— cherlei Erscheinungen und endlich auch seine Baudenkmäler erregen Bewunderung und Er— staunen. Denkmäler, an denen mehr denn 4000 Jahre vorübergegangen sind, haben in ihrem Innern noch Gemälde aufzuweisen, die so neu scheinen, als ob sie erst eben geferligt worden waͤren; die ungeheuren Massen, welche die Egypter auf einander gehäuft haben, und die zahlreichen Grabgewölbe in den Bergen verrathen eben so viel Kunstgeschicklichkeit, als Sinn für das Große und Uebersinnliche. Egypten ist von Aethiopien her bevölkert worden; eine Colonie aus diesem Lande ist dem Laufe des Nils gefolgt und ließ sich in Egypten nieder. Seine mittäglichen Gegen⸗ den sind zuerst bevölkert worden, und je näher die Monumente am Wendekreis liegen, desto älter sind sie. Alle diese Denkmäler liefern den Beweis, daß Alles in diesem Lande für die Götter und die Könige gebaut worden ist. Es sind jetzt noch fünf ungeheuer große Paläste und bierunddreißig Tempel vorhanden. Ein Tem⸗ pel war den alten Egyptern ein Buch, das ihrer Ehrerbietung und Anbetung geöffnet war, und das ihnen die Gottesfurcht lehren sollte. Auch sind alle zum Gottesdienste ge— hörigen Orte inwendig und auswendig mit re⸗ ligiöfen Bildern und heiligen Lehrsprüchen be⸗ deckt. In den Vorsälen der Tempel trifft man Zeichnungen, welche auf die Kenntniß der Gestirne sich beziehen. Der Zwec, nach welchem die Egypter ihre Denkmäler bear— belteten, war ihre ewige Dauer. Zwanzig Tempel sind jetzt noch vollkommen so gut er⸗ hallen, als waͤren sie vor wenigen Jahren erbalt Die Gemälde des Tempels beziehen sich