kommen mußten, die Zeit, die Gerätschaften und Stoffe, die sie in Anspruch nehmen. Je mehr Töchter im Hause waren, desto billiger wurde der Haushalt, denn desto mehr konnte man bezahlte Gehilfinnen entbehren. War in einem Hause gar keine erwachsene Tochter, so nahm man mit Freuden irgendeine unversorgte jüngere oder ältere Verwandte auf, welche Gelegenheit genug fand, sich nützlich zu machen, und sich dadurch ihren Unterhalt verdiente. Das mußte sich alles ändern in dem Maße, wie man vom Selbst- machen zum Kaufen, von dem Trachten nach Sparsamkeit und Genügsam¬ keit zu dem Trachten nach Behaglichkeit und Befriedigung des Schön¬ heitssinnes überging. Nun war obendrein das deutsche Volk nicht in dem Grade reicher geworden, wie es bei dieser Veränderung eigentlich nötig gewesen wäre. Es kostet jetzt sehr viel mehr als vor fünfzig Jahren, einen Haushalt zu führen, und die Einnahmen der meisten Leute sind nicht in demselben Verhältnis gestiegen. Daher werden weniger Haus¬ haltungen gegründet, und in jeder einzelnen Haushaltung der gebildeten Stände finden außer der alles leitenden Hausfrau und vielleicht einer Stellvertreterin nur noch Mägde und solche Frauen, die auf Tagelohn ausgehen, genügende Arbeit. Die vielen jüngeren und älteren Mädchen, die aus diesen Gründen weder in ihrem Elternhause noch bei Verwandten einen Lebensberus fanden, und deren Zahl sich von einem Jahrzehnt zum andern vermehrt, haben dann zuerst natürlich versucht, sich ihren Unterhalt durch allerlei Arbeit und Beschäftigung derselben Art zu verdienen, wie sie im Hause vorkommt. Aber es sind ihrer viel mehr als gebraucht werden. Darum werden die Stellen, die sie einnehmen möchten: als Gesellschafterinnen, als Stützen der Hausfrau, als Kinderpflegerinnen, oft schlecht oder gar nicht besoldet, und viele Hunderte können noch nicht einmal solche Stellen finden, die doch nur den bloßen Unterhalt und gar keine Ver¬ sorgung für die Tage der Krankheit und des Alters gewähren. Dann lag der Gedanke nahe, durch Handarbeit Geld zu verdienen. Aber fast jede Art der häuslichen Hausarbeit war inzwischen in den Gewerbebetrieb übergegangen, oder es halten sich die Fabriken ihrer bemächtigt. Arbeiterinnen aus den unteren Ständen, welche billiger leben können als gebildete Frauen, welche zudem eine ordentliche Lehrzeit durchmachten und ganz bereit waren, alle sechs Wochentage von früh bis spät, bei einer und derselben Art von Arbeit zuzubringen, waren längst dafür zu haben, die meisten Arten von Nadelarbeit, auch mit Hilfe