365 hoher, vornehmer Abkunft, und der auch in der Tat von hohen und,höchsten Berggipfeln in die Ebene herabgestiegen ist — das ist Granit. Siehst du dir noch näher dies Gestein an, fo erkennst du leicht, daß es aus drei Gemengteilen zusammengesetzt ist. Die glänzenden Blättchen, welche sich mit dem Messer ablösen lassen, sind Glimmer; diese Steinart, obwohl sie schon von weitem den Blick anzieht, bildet jedoch den geringsten Bestandteil des Ganzen. Dann bemerkst du kleine Körper, meist farblos oder lichtgrau; die lassen sich mit dem Messer weder ritzen noch teilen, sind sehr hart und geben am Stahl sogleich Funken. Zerschlägst du sie mit dem Hammer, so erhältst du den dir wohlbekannten Kiesel¬ sand und merkst, daß die lichtgrauen Körner vom Geschlecht der Kieselsteine sind. Dieses Gemengteil heißt Quarz. Der Quarz ist reichlicher vorhanden als der Glimmer, aber noch reichlicher der dritte Bestandteil, weiß oder fleischrot gefärbt und massig sich darstellend: das ist der Feldspat. Dessen Gefüge ist so dicht, daß du sein Korn kaum unterscheidest; aber kristallinisch ist es auch, was du daraus abnehmen kannst, daß, wenn du kleine Stückchen abschlägst, immer wieder glatte Flächen zum Vorschein kommen. Alle drei Steinarten bilden ein festes, geschlossenes Ganzes, sind nicht bloß aneinandergefügt, — etwa wie die Nagelfluh durch aneinander geklebte Kalksteine zusammengehäuft ist, die schon im Wasser gerollt sind und sich abgeschliffen haben, — sondern sie sind in- und miteinander kristallinisch verwachsen und geben eben darum dem Granit einen festbestimmten Charakter. Hell und Dunkel, Licht und Schatten ist in diesem Gestein auf ganz eigentümliche Weise gemischt, sodaß das Ernste, Strenge überwiegt. Man hat dieses Gefüge zum Urgebirge gerechnet, weil man im Granit und seinen Verwandten keine Muscheln und Pflanzen versteinert fand und darum annahm, es sei vor dem Beginn der Schöpfung des Pflanzen- und Tierreichs entstanden und das älteste Gebirge von allen. Dem ist nun freilich nicht so; denn diese sogenannteil Urselsarten sind wohl aus den Tiefen der Erde durch Feuers- und Wassersgewalt und im Kampf jener Urkräfte, welche der Erdoberfläche ihre jetzige Gestalt ver-