5 sein. Selbst unsere germanischen Vorfahren scheinen ursprünglich noch ein halbes Wanderleben geführt zu haben, indem sie an immer neuen Stellen den Boden beackerten. - Bald aber wird die Bevölkerung dichter und es wird ihr un¬ möglich stets Neubruchland zu erhalten. Dann muß sie durch künst¬ liche, mechanische Bearbeitung des Bodens, durch Pflügen und Düngen seine Fruchtbarkeit zu erhalten suchen und bedarf dazu der Kraft der Haustiere, denen nun eine sorgfältige Pflege gewidmet wird. An anderen Stellen wird es notwendig, den Boden künstlich zu bewä s s e r n , die natürliche Bewässerung des¬ selben zu regeln, wie in Ägypten oder Bengalen, oder das reiche Marschland vor Überschwemmungen zu schützen, wie in China. Dazu kommt noch, daß die meisten Kulturpflanzen an und für sich einer größeren Pflege bedürfen als z. B. jene oben genannten fast wild wachsenden Tropenpflanzen. Ein so bestelltes Feld erhält durch die Bearbeitung einen hohen Wert; das Schweifen und Wandern nimmt ein Ende, es entstehen feste Ansiedlungen, die allmählich ein immer dichter werdendes Netz bilden. Ein Geist der Ruhe, aber nicht der Trägheit bemächtigt sich des Volkes. In¬ dem der regelmäßig betriebene Ackerbau den Menschen zu stets erneuter Arbeit nötigt und zum aufmerksamen Beobachter der Natur und ihrer Kräfte und Gaben macht, gewöhnt er zugleich an eine geregelte Anordnung des Lebens, an Achtung vor dem Eigentum, an gemeinschaftliches Handeln, überhaupt an die Grundlagen einer gesetzlichen Verfassung. Dies durch die Natur gebotene Zusammen¬ wirken bindet dann bald die Familien und Stämme zu einem Volke und gibt diesem seinen eigentümlichen Charakter. Bedarf schon der Jäger und der Hirte einiger Gewerbe- tätigkeit für den Bau seiner Wohnungen und die Beschaffung seiner Werkzeuge, so steht diese doch auf niedriger Stufe und jede Familie ist imstande alle Bedürfnisse dieser Art selbst zu befriedigen. Un¬ gleich mehr benötigt der ackerbauende Mensch und die feste Wohnung lädt von selbst zum Erwerb eines reicheren, beweglichen Besitzes ein. Anfangs verschafft sich der Mensch alle diese Dinge noch selbst, wie z. B. der schwedische Bauer noch heute sein Gerät jich aus Eisen herstellt, welches er selbst aus den Erzen schmilzt, seine Kleidung selbst webt und näht, sein Haus selbst zimmert. Bald aber, namentlich da, wo die Bevölkerung dichter wird, tritt eine Teilung der„^ Arbeit ein: das Gewerbe trennt sich vom Ackerbau. Zuerst ■