388 140. Die Exekution „Wer da wieder bringt den Deserteur, Dreißig preußische Taler sein Douceur." Vorgetrommelt ward’s der Kompanei — Pfeifend in die Trommel-Melodei Aber macht ein jeder Kamerad sich Seinen Text noch zu absonderlich, Als da lautet: — Dreißig Schweden mir, Aber sechsmal Gassenlaufen dir — I so lauf, so weit der Himmel blau! io In der Nacht sind alle Katzen grau! Und alle melden, die da kommandiert: „Der Deserteur, Herr Hauptmann, ist ’chappiert" — Nur einer spricht: „Ich bring’ den Deserteur!" Und bringet seinen eignen Bruder her. „Schwer Geld!" spricht der Kap’tän beim Dreißigzählen, Und jener spricht: „Herr Hauptmann, zu befehlen." Der Bruder durch die heiße Gasse läuft, Daß ihm der blut’ge Schweiß vom Leibe träuft. Und als er durchgelaufen dreimal schon, 20 Da tritt sein Bruder in die Ex’kution. „Herr Hauptmann," spricht er, „halten’s mir zu Gnad’, Spricht ungefragt ein Wort ’mal ein Soldat. Ihr wollet mich die andern dreimal Gassen In Gnaden für den Bruder laufen lassen." „Packt, Kerl, es dich an deiner armen Seelen?" Und jener spricht: „Herr Hauptmann, zu befehlen! Herzvater schrieb ein Schreiben an uns beid’, Klein war der Brief, doch groß das Herzeleid: Verschuldet ist durch Krankheit, Not und Gram 30 Um ganzer dreißig Taler mir mein Kram; Mein Gläub’ger dränget mich aus Hof und Haus, Zahl’ ich nicht stracks ihm seinen Glauben aus. Ich kann’s doch nun und nimmermehr erwerben Und muß an dreißig Talern ganz verderben: — Da dachten wir in unsres Herzens Drang: Es ist doch unser Väter lebelang, Und dachten auch: Ein graues Leid ist hart, Und Herz nicht haben kein’ Soldatenart; Davon nicht laufen soll der alte Mann! r