427 158. (184.) Der westfälische Hofschulze. (Karl Lebrecht Jmmermann.) Der Hof lag ganz allein an der Grenze der frnchtbaren (Soester) Borde, da, wo sie in das Hügel- und Waldland übergeht. Die letzten Felder des Hofschulzen stiegen schon sacht die Anhöhen hinauf, und eine Meile von dort war Gebirge. Der nächste Nachbar der Bauer¬ schaft rvohnte eine Viertelstunde vom Hofe. Um diesen breitete sich alles Besitztum, welches eine große ländliche Wirtschaft nötig hat, Feld, Wald, Wiese, unzerstückelt, in geschlossenem Zusammenhange aus. Von der Anhöhe herab liefen die Felder durch die Ebene, bestens bestellt. Es war aber um die Zflt der Roggenblüte; der Rauch ging von den Ähren und wallte in den warmen Sommerlüften, ein Opfer der Scholle. Einzelne Reihen hochstämmiger Eschen oder knorrichter Rüstern, zu beiden Seiten der alten Grenzgräben gepflanzt, faßten einen Teil der Kornfelder ein und bezeichneten, von weitem her kennt¬ lich, die Marken des Erbes bestimmter, als Steine und Pfähle ver¬ mögen. Ein tiefer Weg zwischen aufgeworfenen Erdwällen führte quer durch die Felder, mündete rechts und links an verschiedenen Orten in Seitenpsade aus und führte, wo das Getreide aufhörte, in ein kräftig bestandenes Eichenwäldchen, unter welchem sich erdgelagerte Säue gütlich tbaten, dessen Schatten aber auch für den Menschen erquicklich waren. Dieser Kamp, welcher dem Schulzen sein Holz lieferte, drang bis wenige Schritte vom Gehöfte vor, umfaßte es von beiden Seiten und gab so zugleich gegen die Ost- und Nord¬ winde Schutz. Nur mit Stroh war das Wohnhaus, welches sich in seinen weiß und gelb angestrichenen Wänden von Fachwerk erhob, gedeckt: aber da diese Bedeckung immer sehr wohl im Stande gehalten ward, so hatte sie nichts Dürftiges, verstärkte im Gegenteil den behaglichen Umdruck, den das Gehöfte machte. Auf der andern Seite des Hauses liefen um einen geräumigen Hof Ställe und Scheunen, an denen auch das schärfste Auge keine schadhafte Stelle an Mauer und Bewurf ^spähen konnte. Große Linden standen vor der Hofthüre, und dort, vlcht nach der Waldseite zu. waren auch die Ruhesitze angebracht. Denn der Hofschulze wollte, selbst wenn er rastete, seine Hofwirtschaft im Auge behalten. Gerade dem Wohnhanse gegenüber sab man durch ein Gitterthor in den Baumgarten. Dort breiteten starke und gesunde Obstbäume