459 ober stürzt in vollem Laufe auf ihn zu. Jetzt treffen sie zusammen, die Halsfedern sind aufgerichtet und bilden einen Schild, die Augen sprühen Feuer, und jeder sucht den andern niederzuschmettern, indem er mit aller Macht gegen ihn springt. Wer wird Sieger sein? Beide scheinen an Mut. an Kräften gleich. Jeder sucht ein höheres Plätzchen zu gewinnen, um von dort ans mit größerer Gewalt fechten zu können. Lange währt die Schlacht, aber immer kann sie nicht dauern. Die Kräfte nehmen ab; es tritt eine kurze Ruhe ein: mit gesenktem Haupte, zu Verteidigung und Angriff jederzeit bereit, mit dem Schnabel Erdkrümchen aufpickend, als wollten sie den Feind dadurch verhöhnen, daß sie mitten im Kampfe sich's wohlschmecken lassen, stehen sie einander gegenüber. Jetzt kräht der eine mit schwan¬ kender Stimme, denn er ist noch außer Atem, lind augenblicklich stürzt der andere wieder auf ihn los. Mit erneuter Wut treffen sie zu¬ sammen, sie kämpfen wie früher: aber endlich sind die Füße und Flügel vor Mattigkeit zum Kampfe untauglich. Da greifen sie zu der letzten und furchtbarsten Waffe. Sie springen nicht mehr, aber hageldicht fallen die Schnabelhiebe nieder, und bald triefen die Köpfe vom Blut. Endlich verläßt den Feind der Mut; er wankt, er weicht zurück; jetzt bekommt er noch einen tüchtigen Hieb, und die heiße Schlacht ist entschieden. Er flieht, sträubt die Nackenfedern empor, hebt die Flügel, senkt den Schwanz, sucht sich eine Ecke, macht sich klein und krakelt wie eine Henne: denn, für eine Henne gehalten, glaubt er das Mitleid zu finden, welches er als Hahn nicht zu erwarten hat. Doch der Sieger ist durch kein Gekrakel zu bethören: er schöpft erst wieder Atem, schlägt mit den Flügeln, kräht und macht sich dann zur Verfolgung des Feindes auf, der sich nun nicht mehr wehrt, und wenn er auch unter den Hieben des ergrimmten Gegners allshauchen sollte. — Daß in der Regel der Haushahn mit größerem Mute kämpft, ist natürlich, und selteil wagt es der Besiegte, lvenn er mit diesem denselben Hof bewohneil muß, sich künftig von neuem mit ihm zu messen. . ' 168. (187.) Das Pferd. «Rudolf Meyer.) Munter hüpft das Füllen auf grünem Rasen, sträubt die kurze, krause Mähne, schwingt sich leicht wie ein Hirsch über die Hecke, schlägt die kleinen Hufe hoch in die Lüfte, mld wie ergriffen vom Windstoße.