528 und an der Ecke, wo der Windzug besonders stark ist, sogar bis ans graue Strohdach. Wie ausgestorben ist's im Dorfe, öde und stumm im hochverschneiten Walde, dessen Kiefern ihre dunkelgrünen Nadel¬ zweige tief betrübt zu Boden senken, da sie vom Winter Gewalt er¬ leiden müssen und nicht im stände sind, sich der Schneelast zu erwehren, welche er aus sie häuft. Aber in den Hütten des Gebirgsdorfes herrscht rege Arbeit, und der flackernde Kienspan leuchtet in der rauchigen Stube bis tief in die Nacht hinein, indem er durchs Fenster hinaus seinen roten Schein aus den bleichen Schnee wirst. Die Mutter sitzt am schnurrenden Spinnrade und sieht von Zeit zu Zeit in den wär¬ menden Ofen, wo ein Gericht Kartoffeln oder Hasermus zubereitet wird. Der Vater dagegen ist am großen roten Holztische beschäftigt, aus feingeschnittenen Spänen, aus Klötzchen und Holzschnitzchen allerlei Weihnachtssachen zu verfertigen, hier eine Schachtel, dort eine Reihe Soldaten, Reiter und Kanonen, hier eine Jagd mit grünen Taunen- bäumchen, mit braunen Hirschen und Hasen, dort eine große Stadt von Häusern und Kirchen mit roten Dächern, oder eine Geige, eine Trommel, eine Trompete, eine Knarre und was sonst die Kinder als Weihnachtsgabe erfreut. Hilfreich gehen ihm die Kinder zur Hand, leimen und kleben die Stücklein zusammen, färben und bemalen die Vögel und Tiere, die Menschen und Häuser, die Trommeln und Trom¬ peten. Jeder strengt seine Erfindungskraft an, um Schönes, An¬ sprechendes und Gefälliges zu verfertigen. So sinnt die Armut darauf, das Auge des Reicheren zu erfreuen, ihm frohe Stunden zu bereiten, damit sie selbst ihr mühevolles, karges Leben voll Entbeh¬ rungen friste. Ist ein hinlänglicher Vorrat solcher Spielsachen fertig, so erscheint der Aufkäufer, klagt über schlechte Zeiten, geringen Absatz, tadelt und mäkelt an dem, was die Familie in stiller Freude und mit emsigem Fleiße geschaffen, und drängt ihr die schönen bunten Sachen zu einem Preise ab, daß sie kaum Salz und Kartoffeln dabei ver¬ dient. Während der Thüringer und Harzbewohner vorzugsweise Schachteln, Spielsachen und Schwefelhölzer verfertigt, sitzt der Schwarz- wäldler den langen, trüben Winter in seiner halbverschneiten Hütte wie verloren in der weiten Welt und macht zierliche Holzuhreu. Räder, Scheibchen, Walzen und Leisten mißt er sorgfältig ab, setzt sie zusammen, probiert, hilft nach, bis eine Uhr nach der andern au die Wand gehängt wird, wo sie gesellig neben einander ticken, als ob sie die Zeit beflügeln. Kommt endlich der späte Frühling in sein