vom Leben der Körper. 92. Der Zellenstaat. !. Nichts ist gewisser, als daß alles Leben dem Nltern und.dem Tode Versalien ist, und doch widerstrebt nichts mehr unserem Gefühle. In der Kraft der Jugend fühlt unser Körper sich wie für die ewige Dauer ge¬ schaffen; warum muß das höchste Kunstwerk mit der Zeit sich abnutzen und zerfallen? Je furchtbarer aber der Widerspruch zwischen der un¬ erschöpflichen Lebensfreudigkeit und dem unentrinnbaren Schicksal, desto größer die Sehnsucht, die sich ins Reich der Poesie flüchtet und in der Welt des Traumes die unabwendbaren Mächte der Wirklichkeit zu bannen hofft. Ewiger Jugend erfreuen sich die unsterblichen Götter, der Genuß von Nektar und Ambrosia läßt ihren lockigen Scheiteln das HIter nicht nahen. Die nämliche Mythe klingt in anderer Gestalt in den Liedern der Edda wieder, wo Idun den Äsen Walhalls täglich die Äpfel dar¬ reicht, deren Genuß ihnen die ewige Jugend erhält. Ruch der durch die flammen gereinigte Halbgott Herakles wird unsterblich, nachdem er von hebe, der Göttin der Jugend, die Schale mit Nektar empfangen. Selbst sterbliche Menschen können sich durch die Gnade der Götter verjüngen. Äls Gdysseus nach zwanzigjähriger Irrfahrt, durch unsägliche Leiden ge¬ altert, zur trauten Heimat zurückgekehrt ist, gießt ihm Pallas Äthene über Haupt und Schultern blühende Jugend und Schönheit, wie der Künstler Gold über Silber gießt, wer die geheimen Kräfte der Pflanzen kennt, vermag wohl aus ihnen einen Trank zu bereiten, der den gealterten Gliedern die Jugend wiedergibt; so verjüngt Medea durch den Lebens¬ saft magischer Kräuter ihren greisen Vater; bei der Bereitung des Trankes begrünt sich der holzquirl und treibt Blüten und Früchte: wo der vom kochenden Gebräu ausgespritzte Schaum hinfällt, da sprossen Kräuter und Blumen hervor. So die Sage, und wie sie in hundertfacher Gewandung von orien¬ talischer und abendländischer Phantasie ausgesponnen wird, erzählt sie bald von einem Trank, bald von einem Kraut, bald von einer Ejuelle der Verjüngung. Eine solche aufzufinden, war im Mittelalter die Äuf- Lesebuch f. HSH. MLdch-nsch. VIII. S. 16