Wolfram von Eschenbach. 41 Zwei werte Kinder traten ein; Vernehmt, wie die geschaffen sei'n: — 185 Das waren Jungfrauen klar, Kränzlein über bloßem Haar; Die Blumen hielt ein lichtes Band. Jedwede trug in der Hand Einen Leuchter von Gold; iso Ihr Haar in blonden Locken rollt. Auf jedem Leuchter brannt' ein Licht. — Hinzutritt eine Herzogin Und ihr Gefpiel. Sie trugen hin Kleiner Stollen zween von Elfenbein. 195 Ihr Mund gab feuerroten Schein. Alle viere neigten sich; Nun setzten zwo behendiglich Vor den Wirt die Stollen hin; Das war ihr Dienst, wie es schien, roo Dann traten sie gepaart zurück Und waren hell und klar von Blick. Die viere trugen gleiches Kleid. Nun versäumen nicht die Zeit Andrer Frauen zweimal vier. 205 Was hatten die zu schaffen hier? Vier mußten große Kerzen tragen; Die andern durften's nicht versagen, Sie trugen einen teuern Stein, Die Sonne warf hindurch den Schein. 2io Sein Name ist uns wohlbekannt: Es war ein Granatjachant, Lang und breit und leicht: das litt, Daß so dünn ihn zerschnitt, Der zum Tischblatt ihn zersägte, 2i5 An dem der Wirt zu essen pflegte. Die Jungfrauen traten alle acht Vor den Wirt, indem sie sacht Wie zum Gruß das Haupt bewegten. Die viere dann die Tafel legten 220 Auf der Stollen schneeweiß Elfenbein, Das zuvor getragen war herein. Man sah sie züchtig wieder gehn Und bei den ersten vieren stehn. Röcke grün wie Gras zu schauen 225 Trugen diese acht Frauen Aus edlem Samt von Assagauch, Lang und breit, so war's Gebrauch. Ein teurer Gürtel, schmal und lang, In der Mitte sie zusammenzwang. 230 Dieser acht Jungfrauen klug Auf dem Haupt jegliche trug Ein Blumenkränzlein wohlgetan. Von Nonel der Graf Iwan Und Jernis, der Herr von Reile, Ihre Töchter über manche Meile 235 Hatte der Gral in Dienst genommen. Man sah die Jungfrauen kommen In gar wonniglichem Staat. Zwei Messer, schneidig wie ein Grat, Trugen die Jungfrauen hehr 240 Auf zwo Zwickeln daher. Von Silber ist die Kling' und weiß Und nicht versäumt von Künstlerfleiß, Geschärft, gewetzt zu solcher Glätte, Daß es wohl Stahl'geschnitten hätte. 245 Vor dem Silber trugen Frauen wert. Die auch der Gral zum Dienst begehrt, Lichter, daß es heller sei, Vier Kinder, alles Tadels frei. So gingen diese sechse nun: 250 Höret, was sie sollen tun. Sie grüßten. Zwei Jungfräulein Trugen auf der Tafel Schein Das Silber, legten es da nieder. Dann gingen sie mit Züchten wieder 255 Zu den ersten zwölfen hin. Wenn ich recht berichtet bin, Hier sollen achtzehn Frauen stehn. Nun sieht man neue sechse gehn In Kleidern, die man schwer bezahlt. — 2S0 Nach diesem kam die Königin. Ein Glanz von ihrem Antlitz schien, Sie wähnten all', es wolle tagen. Ein Kleid sah man die Jungfrauen tragen Von Pfellel aus der Arabie. 265 Auf grünseidnem Achmardi Trug sie des Paradieses Fülle, So den Kern wie die Hülle. Das war ein Ding, das hieß der Gral, Jrd'schen Segens vollster Strahl. 270 Repanse de joie hieß, Von der der Gral sich tragen ließ. Der Gral war von solcher Art: Sie hat das Herz sich rein bewahrt, Der man gönnt des Grals zu pflegen, 275 Sic durfte keine Falschheit hegen. Lichter kamen vor den Gral, Die waren schön und reich zumal. Sechs lange Gläser, hell und klar, Drin brannte Balsam wunderbar. 230 Da sie gemeßnen Schritts herfür Zur Tafel kamen vor der Tür, Die Königin verneigte sich Und jede Jungfrau züchtiglich.