22 A. Nein epische Poesie. I. Heroisches Epos. Ein traurig Gemüte; stets mußt' er für sie bangen. Nicht konnt' er sich der Kühnen getrosten, so hatt' ihn Angst befangen. 32. Da geschah ihm das zum Heile, daß ein Nordwind Nach der Helden Willen ihre Segel rührte lind. Ihre Schisse gingen eben, da sie schieden von dem Lande; Wohl lehrten da die Jungen, die auf Seefahrt besser sich verstanden. 33. Wir können nicht vermelden und wissen nicht zu sagen, Wo sie Nachtherberge in sechsunddreißig Tagen Auf dem Meere nahmen. Alle, die da fuhren, Mit gestabten Eiden einander treuen Beistand schwuren. 34. Da nun die Welle brachte der Hegelinge Schar Vor die Burg des wilden Hagen, da nahm man ihrer wahr. Die Leute wundert' alle, von welchem Königslande Sie gekommen waren; sie trugen alle herrliche Gewände. 35. Um Geleit ließ Wate den Landesherren bitten. Da mochte man wohl schauen an seinen hehren Sitten, Wen seine Macht erreichte, daß er dem grimmig wäre. Hagen, dem König, brachte man die Boten mit der Märe. 36. Er sprach: „Mein Geleite und meines Friedens Bann Will ich entbieten: an der Weide büßt der Mann, Der sich an den fremden Herren wird vergehen. Sie seien ohne Sorge; in meinem Land soll ihnen nichts geschehen." 37. Da gaben sie dem König wohl tausend Mark an Wert In reichen Kleinoden. Er hätte nicht begehrt Nur eines Pfenniges, als daß sie ihn schauen Ließen ihre Waren und den Schmuck für Ritter und für Frauen. 38. Sie brachten zum Gestade das reiche Gut zumal. Die in den Schiffen lagen verborgen, litten Qual; Sie hätten lieber streiten mögen unterm Schilde Als müßig sein, bis Zeit wär' heimzuziehen mit der schönen Hilde. 39. Frute, der Däne, schlug seinen Kram nun aus. Niemand sah solch' Wunder von wohlfeilem Kauf Je in allen Landen, daß jemand seine Ware So billig losgeschlagen; sie brauchten dazu schwerlich lange Jahre. 40. Der König alle Tage bot ihnen großes Gut. Die auserwählten Recken waren so gemut, Daß sie von niemand wollten nur einer Mark wert nehmen. Reich war Herr Hagen; da fing ihn an ihr Übermut zu grämen. 41. Sie gingen vor den König; da waren Ritter viel; Da trieb der eine dieses, der andre jenes Spiel: Auf dem Schachbrett ziehen und schirmen unter Schilden. Sie achteten so hoch nicht, als man doch schätzte, Hagen, den wilden. 42. Nach der Iren Sitten begann man allerlei Freudenspiel zu spielen. Wate fand dabei An dem König einen Freund. Den von Dänenlanden Der schönen Maid zu Liebe sah man heiter scherzen, Horandcn. 43. Des Königs Ingesinde zu Hofe Schilde trug, Tartschen und Keulen; da ward geschirmt genug, Gefochlen mit dem Schwerte, mit dem Spieß geschossen Viel auf gute Schilde; die jungen Helden waren unverdrossen.