167 Rückert: Der Baum des Lebens. Chidher. Bürger. St. Stephan. Ihn zu verleumden, düngen Sir falscher Zeugen Zungen. 3. Und gegen ihn in Aufruhr trat Die jüdische Gemeinde; Bald riß ihn vor den hohen Rat Die Rachgier seiner Feinde. Die falschen Zeugen stiegen auf Und logen: „Dieser hört nicht auf Zu sträflichem Exempel Zu lästern Gott und Tempel. 4. Sein Jesus, schmäht er, würde nun Des Tempels Dienst zerstören, Hinweg dir Satzung Mosis thun Und andre Sitten lehren." Starr sah der ganze Rat ihn an; Doch er, mit Unschuld angethan, Trotz dem, was sie bezeugten, Schien Engeln gleich zu leuchten. 5. „Nun sprich! Ist dem also?" begann Der Hohepriester endlich. Da hub er frei zu reden an Und deutete verständlich Der heiligen Propheten Sinn *j>ereo't unv unternommen. 6. „Doch, Unbeschnittne," fuhr er fort, „An Herzen und an Ohren, An euch war Gottes That und Wort Von je und je verloren. Eu'r Stolz, der sich der Zucht entreißt, Stets widerstrebt er Gottes Geist. Ihr so wie eure Väter Seid Mörder und Verräter! 7. Nennt mir Propheten, die sie nicht Verfolgt und hingerichtet, Wenn sie aus göttlichem Gesicht Des Heilands Kunst berichtet, Des Heilands, welchen eu'r Verrat Zu Tode jetzt gekreuzigt hat! Ihr wißt zwar Gottes Willen, Doch wollt ihn nie erfüllen." 8. Und horch, ein dumpfer Lärm erscholl, Es knirschte das Getümmel. Er aber ward des Geistes voll Und blickt' empor gen Himmel Und sah eröffnet weit und breit Des ganzen Himmels Herrlichkeit Und Jesum in den Höhen Zur Rechten Gottes stehen. 9. Nun ries er hoch im Jubelton: „Ich seh' im offnen Himmel Zu Gottes Rechten Gottes Sohn!" Da stürmte das Getümmel Und brauste wie ein wildes Meer Und übertäubte das Gehör, Und wie von Sturm und Wogen Ward er hinweggezogen. 10. Hinaus zum nächsten Thore brach Der Strom der tollen Menge Und schleifte den Mann Gottes nach, Zerstoßen im Gedränge; Und tausend Mörderstimmen schrien, Und Steine hagelten auf ihn Aus tausend Mörderhänden, Die Rache zu vollenden. 11. Als er den letzten Odem zog, Zerschellt von ihrem Grimme, Da faltet' er die Hände hoch Und bat mit lauter Stimme: „Behalt, o Herr, für dein Gericht Dem Volke diese Sünde nicht! Nimm meinen Geist von hinnen!" — Hier schwanden ihm die Sinnen. 128. Petrus. 67 n. Chr. Domine, <li° vadis? — Venio iterum cruciligu 1. 2. Von Gottfried Kinkel. Gedichte. Stuttgart und Augsburg, 1857. „Weil verstockt der Jude Simon Romas Götter hoü geschmähet, Weil verbotnen Bund er stiftet, Zwietracht in die Geister säet, Weil er einen Missethäter aller Reiche König glaubt: ~ „ Geb' ich morgen preis dem Volke an dem Kreuz sein frevelno # p • Kaiser Nero hat's gesprochen. Petrus kniet zu Nacht im Kerler. Betend wächst des Greises Glaube, Himmelssehnsucht regt sich starrer, Morgen wird das Wort erfüllet, das der Herr prophetisch sprach- „Fremde Hand wird einst dich gürten, Simon, folge dann mir u oj.