214 Bilder zur Veranschaulichung des klassischen Altertums. und Schwerter verschluckte. Nicht weit davon hatte ein Taschenspieler seine Bude erbaut, mit kluger Vorsicht zu nahe Beobachter durch vor— geschobene Schranken von der Tafel abhaltend, die seinen Apparat enthielt. Schlichte Landleute und Fischer sahen mit Staunen, wie unter den geheimnisvollen Bechern die Kiesel bald einzeln verteilt lagen, bald unter einem sich fanden, dann aber alle verschwunden waͤren und endlich aus dem Munde des Tausendkünstlers zum Vor— scheine kamen. Als er aber sie nochmals verschwinden ließ dem naͤchsten der Zuschauer aus der Nase zog, da griffen sich manche be— denklich nach der Stirne und ein einfacher Landbewohner sagte kopf⸗ schüttelnd zu seinem Nachbar: „Dieser Mensch möge mir nicht auf meinen Hof kommen; da wäre es um Hab und Gut geschehen.“ — Am meisten Gelächter gab es um das Gerüste eines Mannes, der gar eine Anzahl abgerichteter Affen sehen ließ, welche, in bunten Kleidern, mit Masken vor dem Gesicht, nach menschlicher Weise und menschlichen Anstand nachahmend künsiliche Tänze aufführten. Lange erhielt sie die Rute des Herrn in Ordnung, und eben begann sein Diener, die kleinen Kupfermünzen von den Zuschauern einzusammeln, da machte einer aus dem Volke den Scherz, Nüsse unter die Tänzer zu werfen, die augenblicklich ihrer Rolle und des Anstandes vergessend Jarüber herfielen und unter lautem Gelächter der Menge kratzend und beißend sich um die Beute rauften. Das Getümmel, das um die Scene entstand, war eine erwünschte Gelegenheit für Diebe und Beutel— schneider, die hier zahlreich sich umhertrieben, um im Gedränge und an den Tischen der Verkäufer Beute zu machen, und mancher Zu— schauer vermißte, als es zum Zahlen kam, seinen Gürtel und Beutel. Doch dafür waren es heute Dionysien, die man durch solche Unfälle sich nicht stören ließ. 19. Die Gymnasien in Griechenland. W. A. Becker. Charikles, Bilder altariechischer Sitte. Leipzig 1840. 1. S. 3065. Die e e Stunde nach Mittag war vorüber und in den Straßen der Stadt hatte das Leben merklich nachgelassen. Die Hauptgeschäfte des Tages waren abgethan, der Markt war still und nur in den Werkstätlen des Handwerkers dauerte die rege Geschäftigkeit fort. Die Wege nach der Akademie, nach dem Lykeion und Kynosarges waren jetzt am belebtesten. Der freie Mann, den nicht ein niedriges Gewerbe In die dumpfe Schwüle des Hauses fesselte, suchte diese Versammlungs— orter auf, er mochte nun selbst durch kräftigende Übung des Körpers, durch kaltes oder warmes Bad, vielleicht auch nur durch anhaltenden Spaziergang im Dromos die nahende Mahlzeit zu würzen beabsich— tigen, oder nur den Beschauer der Gewandtheit und Kunstfertigkeit der Kämpfenden abgeben wollen, oder endlich in lehrreichen und an— ziehenden Gesprächen eine geistige Unterhaltung suchen. Auch Charikles, lachdem er noch einige Einkäufe besorgt hatte, machte sich auf den