— 14174— Drauf kam des Wegs ne Christenschar, 45 Die auch zurückgeblieben war; Die sahen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen; Der ließ den Schwaben vor sich kommen. [50 Er sprach: „Sag' an, mein Ritter wert, Wer hat dich solche Streich' gelehrt?“ Der Held bedacht' sich nicht zu lang': „Die Streiche sind bei uns im Schwang; Sie sind bekannt im ganzen Reiche, 55 Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“ 420. Der Schenk von Limburg. Ludwig Uhland.) 1. Zu Limburg auf der Feste, Da wohnt' ein edler Graf, Den keiner seiner Gäste Jemals zu Hause traf. Er trieb sich allerwegen Gebirg' und Wald entlang; Kein Sturm und auch kein Regen Verleidet' ihm den Gang. 2. Er trug ein Wams von Leder Und einen Jägerhut Mit mancher wilden Feder; Das steht den Jägern gut. Es hing ihm an der Seiten Ein Trinkgefäß von Buchs; Gewaltig konnt' er schreiten Und war von hohem Wuchs. 3. Wohl hatt' er Knecht' und Mannen Und hatt' ein tüchtig Roß, Ging doch zu Fuß von dannen Und ließ daheim den Troß. Es war sein ganz Geleite Ein Jagdspieß, stark und lang, An dem er über breite Waldströme kühn sich schwang. 4. Nun hielt auf Hohenstaufen Der deutsche Kaiser haus; Der zog mit hellen Haufen Einstmals zum Jagen aus. Er rannt' auf eine Hinde So heiß und hastig vor, Daß ihn sein Jagdgesinde Im wilden Forst verlor. Da macht' er endlich halt; Gezieret war die Stelle Mit Blumen mannigfalt. Hier dacht' er sich zu legen Zu einem Mittagschlaf; Da rauscht' es in den Hägen, Und stand vor ihm der Graf. 5. Bei einer lühlen Quelle, 6. Da hub er an zu schelten: „Treff' ich den Nachbar hie? Zu Hause weilt er selten, Zu Hofe kommt er nie. Man muß im Walde streifen, Wenn man ihn fahen will; Man muß ihn tapfer greifen, Sonst hält er nirgends still.“ 7. Als drauf ohn alle Fährde Der Graf sich niederließ Und neben in die Erde Die Jägerstange stieß, Da griff mit beiden Händen Der Kaiser nach dem Schaft: „Den Spieß muß ich mir pfänden; Ich nehm' ihn mir zur Haft. 8. „Der Spieß ist mir verfangen, Des ich so lang' begehrt'; Du sollst dafür empfangen Hier dies mein bestes Pferd. Nicht schweifen im Gewälde Darf mir ein solcher Mann, Der mir zu Hof und Felde Viel besser dienen kann.“ — 9. „„Herr Kaiser, wollt vergeben; Ihr macht das Herz mir schwer. Laßt mir mein freies Leben Und laßt mir meinen Speer! Ein Pferd hab' ich schon eigen, Für Eures sag' ich Dank; Zu Rosse will ich steigen, Bin ich mal alt und krank.““ — 10. „Mit dir ist nicht zu streiten, Du bist mir allzustolz. Doch führst du an der Seiten Ein Trinkgefäß von Holz;