18 sturmbewegten Meere des Lebens! Über uns wacht das Auge der Liebe, und Liebe geleitet uns durch Sturm und Kampf zum herrlichen, freuden¬ vollen Ziele. Lasset nur ihrer Leitung uns folgen, und auch uns wird das Grab ein Hafen der Ruhe werden, durch welchen wir eingehen zur ewigen Herrlichkeit. Ernst Zimmermann. 11. Vas Schloß am Meere. 1. Hast du das Schloß gesehen, Das hohe Schloß am Meer? Golden und rosig wehen Die Wolken drüber her. 2. Es möchte sich niederneigen In die spiegelklare Flut, Es möchte streben und steigen In der Abendwolken Glut. 3. „Wohl hab' ich es gesehen, Das hohe Schloß am Meer, Und den Mond darüber stehen Und Nebel weit umher." 4. Der Wind und des Meeres Wallen, Gaben sie frischen Klang? Vernahmst du aus hohen Hallen Saiten und Festgesang? 5. „Die Winde, die Wogen alle Lagen in tiefer Ruh'; Einem Klagelied aus der Halle Hört' ich mit Tränen zu." 6. Sahest du oben gehen Den König und sein Gemahl, Der roten Mäntel Wehen, Der goldnen Kronen Strahl? 7. Führten sie nicht mit Wonne Eine schöne Jungfrau dar, Herrlich wie eine Sonne, Strahlend im goldnen Haar? 8. „Wohl sah ich die Eltern beide Ohne der Kronen Licht Im schwarzen Trauerkleide; Die Jungfrau sah ich nicht." Ludwig Uhland. 12. Die frühen Gräber. 1. Willkommen, o silberner Mond, Schöner, stiller Gefährte der Nacht! Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund! Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin. 2. Des Maies Erwachen ist nur Schöner noch wie die Sommernacht, Wenn ihm Tau, hell wie Licht, aus der Locke tränst, Und zu dem Hügel herauf rötlich er kömmt. 3. Ihr Edleren, ach, es bewächst Eure Male schon ernstes Moos! O wie war glücklich ich, als ich noch mit euch Sahe sich röten den Tag, schimmern die Nacht! Friedrich Gottlieb Klopstock.