409 ähnliches Wesen drei Jupitersjahre erlebt, wenn man vor Ablauf des ersten Jupitersjahres schon die Kinder-, Knaben- und Jünglingszeit hinter sich hat und ins Mannesalter tritt, wenn man im zweiten Jahre schon schaffen und sorgen muß und im dritten Lebensjahr bereits abgelebt hat und sich zur Reise in die Ewigkeit vorbereiten muß. Ist im kurzen Leben Leid und Lust in geistiger und leiblicher Beziehung nur gleichmäßig reichhaltig gemischt, so kann's nicht gerade schlimmer genannt werden als ein langes. Vielleicht sitzt jetzt gerade in diesem Augenblick, wo wir an die langen Jahre und kurzen Tage Jupiters denken, dort allf dem Jupiter ein mit Vernunft begabtes Wesen, das sich zersinnt, wie wir es hier wohl machen mit unseren zwölfmal kürzeren Jahren und fast drittehalb¬ mal längeren Tagen, und begreift es nicht, wie wir mit einem so kurzen Jahr auskommen und einen so langen Tag hinbringen können. Wahrscheinlicher jedoch ist es, daß man auf Jupiter gar nicht nach Jahren rechnet, selbst nicht nach Jupitersjahren. Jupiter nämlich dreht sich derart um seine Achse, daß Tag und Nacht fast fortwährend und auf jedem Punkte der Jupiterskugel gleich verteilt ist. Man kennt also auf Jupiter gar nicht den Wechsel der Jahreszeiten, hat also wenig Veranlassung, nach dem Lauf um die Sonne zu fragen, und wird die Zeit deshalb weit bequemer nach den Umläufen der Monde einteilen, die sich vortrefflich dazu eignen, sowohl kleinere wie mittlere und größere Zeitabschnitte nach ihnen abzugrenzen. Auf Jupiter erscheint die Sonne über fünfmal kleiner als bei uns; das Licht der Sonne wirkt deshalb an 27mal schwächer, und auch die Wärme der Sonnenstrahlen muß in dem Maße abnehmen. Die Jupiters- wescn würden daher wahrscheinlich Katzenaugen haben müssen, wenn sie im schwachen Sonnenlicht so gut sehen sollen wie wir im bedeutend helleren; dazu haben sie aber noch sicherlich gesunde, kräftige Muskeln; denn die Anziehung Jupiters auf seiner Oberfläche ist derart, daß ein Pfund, auf Jupiter gebracht, dort fast 2H Pfund schwer wird. Wie aber mag es sich auf einem der Jupitermonde leben? Wir wissen hierüber nur wenig zu sagen, aber das wenige genügt, um uns jeden Besuch eines Jupitermvndes gründlich zu verleiden. Die Monde des Jupiter sind ebensowenig von Luft umgeben, wie der Mond der Erde. Sie gleichen ferner auch darin unserem Monde, daß sie stets eine und dieselbe Seite ihrem Hauptplaneten zuwenden. Der Punkt des Jupitcrmondes, der dem Jupiter am nächsten ist, wird von ihm derart angezogen, daß der Mond sich vicht um die Achse drehen kann. Nur insofern sie um Jupiter herumlaufen, wenden sie während des Umlaufs alle ihre Seiten der Sonne zu, um sie erleuchten zu lassen. Ein Tag auf einem Jupitermond ist also so groß wie die Umlaufszeit desselben um Jupiter. Dafür aber genießen diese Monde das Glück, daß ihre 1