34. Der IVahlstreit. Von Walther von der Vogelweide. I. Die drei Dinge. Jch saß auf einem Steine und deckte Bein mit Beine,' darauf fetzt' ich den Ellenbogen; ich hatt' in meine .Hand gezogen 5 mein Kinn und eine Wange. Da dacht' ich sorglich lange, weshalb man auf der Welt sollt' leben. Jch konnte mir nicht Antwort geben, wie man drei Ding' erwürbe, 10 daß keins davon verdürbe. Die zwei sind Ehr' und irdisch Gur, das oft einander Schaden tut; das dritt' ist „Gott gefallen", das wichtigste von allen. 15 Die wünscht' ich mir tu einen Schrein. Doch leider kann das nimmer sein, daß Gottes Huld und Ehre und Gut je wiederkehre ein in dasselbe Menschenherz. 20 Sie sind gehemmet allerwürts: die Untreu' liegt im Hinterhalt, und auf der Straße fährt Gewalt, der Friede und das Recht sind wund; die dreie haben keinen Schutz, eh' diese zwei nicht sind gesund. II. Der Waise. Jch hört' ein Wasser rauschen, den Fischlein konnt' ich lauschen; ich schaute alles in der Welt: Laub, Rohr und Gräser, Wald und Feld, 5 was kriechet und was flieget und Beirr' zur Erde bieget, ' das sah ich und verkünd' euch das: von ihnen lebt keins ohne Haß.