Georg Herwegh. 197 Der Baum, der seine jungen Sprossen schlug, Was wird dem Fremdling er im Herbste geben? Vielleicht ein Kreuz und einen Totenschrein — Mich friert! mich friert! ich möcht' zu Hause sein! 239. Strophen aus der Fremde. 1. Ich möchte hingeh'n wie das Abendrot Und wie der Tag in seinen letzten Gluten — O leichter, sanfter, ungefühlter Tod! — Mich in den Schoß des Ewigen verbluten. 2. Ich möchte hingeh'n wie der heitre Stern, Im vollsten Glanz, in ungeschwüchtem Blinken; So stille und so schmerzlos möchte gern Ich in des Himmels blaue Tiefen sinken. 3. Ich möchte hingeh'n wie der Blume Dust, Der freudig sich dem schönen Kelch entringet Und auf dem Fittich blütenschwang'rer Luft Als Weihrauch auf des Herren Altar schwinget. 4. Ich möchte hingeh'n wie der Tau im Tal, Wenn durstig ihm des Morgens Feuer winken; O wollte Gott, wie ihn der Sonnenstrahl, Auch meine lebensmüde Seele trinken! 5. Ich möchte hingeh'n wie der bange Ton, Der aus den Saiten einer Harfe dringet, Und, kaum dem irdischen Metall entsloh'n, Ein Wohllaut in des Schöpfers Brust verklinget. 6. Du wirst nicht hingeh'n wie das Abendrot, Du wirst nicht stille wie der Stern versinken, Du stirbst nicht einer Blume leichten Tod, ilein Morgenstrahl wird deine Seele trinken. 7. Wohl wirst du hingeh'n, hingeh'n ohne Spur, Doch wird das Elend deine Kraft erst schwächen, Sanft stirbt es einzig sich in der Natur, Das arme Menschenherz muß stückweis brechen.