2*2* *4 0 158. Drusus' Tod. Von K. Simrock. Gedichte. Leipzig 1844. S. 147. 1. Drusus ließ in Deutschlands Forsten Goldne Römeradler horsten, An den heil'gen Göttereichen Klang die Art mit freveln Streichen. 2. Siegend fuhr er durch die Lande, Stand schon an der Elbe) Strande, Wollt' hinüber jetzt verwegen, Als ein Weib ihm trat entgegen. 3. Übermenschlich von Geberde Drohte sie dem Sohn der Erde: „Kühner, den der Ehrgeiz blendet, Schnell zur Flucht den Fuß gewendet! 4. „Jene Marken unsrer Gauen Sind dir nicht vergönnt zu schauen, Stehst am Markstein deines Lebens, Deine Siege sind vergebens. 5. „Säumt der Deutsche gerne lange, Nimmer beugt er sich dem Zwange, Schlummernd mag er wohl sich strecken, Schläft er, wird ein Gott ihn wecken.“ 6. Drusus, da sie so gesprochen, Eilends ist er aufgebrochen, Aus den Schauern deutscher Haine Führt er schnell das Heer zum Rheine. 7. Vor den Augen sieht er's flirren, Deutsche Waffen hört er klirren, Sausend hört er die Geschosse, Stürzt zu Boden mit dem Rosse. 8. Hat den Schenkel arg zerschlagen, Starb den Tod nach dreißig Tagen. Also wird Gott alle fällen, Die nach Deutschlands Freiheit stellen. 159. Tells Tod. (1829.) Von L. Ahland. Gedichte und Dramen. Stuttgart 1863. Bd. II. S. 307. 4. Doch als nun ausgestoßen Die Flut den todten Leib, Da stehn um ihn, ergossen In Jammer, Mann und Weib; Als kracht' in seinem Grunde Des Rothstocks Felsgestell, Erschallt's aus einem Munde: „Der Tell ist todt, der Tell!“ 5. Wär' ich ein Sohn der Berge, Ein Hirt am ew'gen Schnee, Wär' ich ein kecker Ferge Auf Uris grünem See, Und trät' in meinem Harme Zum Tell, wo er verschied; Des Todten Haupt im Arme Spräch' ich mein Klagelied: 6. Da liegst du, eine Leiche, Der aller Leben war; Dir trieft noch um das bleiche Gesicht dein greises Haar. Hier steht, den du gerettet, Ein Kind, wie Milch und Blut; Das Land, das du entkettet, Steht rings in Alpenglut. —9 1. Grün wird die Alpe werden, Stürzt die Lawin' einmal; Zuberge ziehn die Herden, Fuhr erst der Schnee zuthal. Euch stellt, ihr Alpensöhne, Mit jedem neuen Jahr Des Eises Bruch vom Föhne Den Kampf der Freiheit dar. 2. Da braust der wilde Schächen Hervor aus seiner Schlucht, Und Fels und Tanne brechen Von seiner jähen Flucht. Er hat den Steg begraben, Der ob der Stäube hing, Hat weggespült den Knaben, Der auf dem Stege ging. 3. Und eben schritt ein andrer Zur Brücke, da sie brach; Nicht stutzt der greise Wandrer, Wirft sich dem Knaben nach, Faßt ihn mit Adlerschnelle, Trägt ihn zum sichern Ort; Das Kind entspringt der Welle, Den Alten reißt sie fort. ) Im Originale steht Weser, was der Dichter auf eine Anfrage aber als Drugsebl bezeichnet hat. In seinen „Geschichtlichen deutschen Sagen aus dem Munde des Volles u deutscher Dichter“ (Frankfurt a. M. 1850), S. 1 steht Elbe.