286 — Zeit, besonders in der Exegese fortgeschritten sind, ohne sich an dogmatische Sub— litäten zu kehren; so werdet Ihr bald einsehen lernen, daß weder Zwangsgesetze noch deren Erinnerungen nöthig sind, um wahre Religion im Lande aufrechtzuerhalten und ihren wohlthätigen Einfluß auf das Glück und die Moralität aller Volksklassen zu verbreiten. Berlin, den 12. Januar 1798. 99. Friedrich Wilhelms III. letzter Wille. Hahn, Friedrich Wilhelm UI. und Luise, König und Königin von Preußen. Berlin 1850. S. 343. a. Allgemeines Testament. Meine Zeit mit Unruhe, Meine Hoffnung in Gott! An Deinem Segen, Herr, ist alles gelegen! Verleihe ihn Mir auch jetzt zu diesem Geschüfte! Wenn dieser Mein letzter Wille Meinen innigst geliebten Kindern, Meiner theuren Auguste und übrigen lieben Angehörigen zu Gesicht kommen wird, bin Ich nicht mehr unter ihnen und gehöre zu den Abgeschiedenen. Mögen sie dann bei dem Anblicke der ihnen wohlbekannten Inschrift: „Gedenke der Abgeschiedenen“ auch Meiner liebevoll gedenken! Gott wolle Mir ein barmherziger, gnädiger Richter sein und Meinen Geist aufnehmen, den Ich in seine Hände befehle. Ja, Vater, in Deine Hände befehle ich meinen Geist! In einem Jenseits wirst Du uns alle wieder vereinen; möchtest Du uns dessen, in Deiner Gnade, würdig finden, um Christi Deines lieben Sohnes unseres Heilandes willen. Amen. Schwere und harte Prüfungen habe Ich nach Gottes weisem Rathschluß zu be— stehen gehabt, sowohl in meinen persönlichen Verhältnissen (insbesondere als Er Mir bot 17 Jahren das entriß, das Mir das Liebste und Theuerste war), als durch die Ereignisse, die mein geliebtes Vaterland so schwer trafen. Dagegen hat Mich Gott wiger Dank sei ihm dafür — auch herrliche, frohe und wohlthuende Ereignisse erleben lassen. Unter die ersten rechne Ich vor allen die glorreich beendigten Kämpfe in den Jahren 1813, 14 und 15, denen das Vaterland seine Restauration ver— dankt. Ünter die letzteren, die frohen und wohlthuenden, aber rechne Ich insbesondere die herzliche Liebe und Anhänglichkeit und das Wohlgelingen Meiner geliebten Kinder, sowie die besondere unerwartete Schickung Gottes, Mir noch in Meinem fünften Decennium eine Lebensgefährtin zügeführt zu haben, die Ich als ein Muster tteuer, zärtlicher Anhänglichkeit öffentlich anzuerkennen Mich für verpflichtet halte. Meinen wahren, aufrichtigen, letzten Dank allen, die mit Liebe, Treue und durch ihre persönliche Anhänglichkeit Mir ergeben waren. Ich vergebe allen meinen Feinden, auch denen, die durch hämische Reden, Schriften oder durch absichtlich verunstaltende Darstellungen das Vertrauen meines Volkes, Meines größten Schatzes, (doch gottlob nur selten mit Erfolg) Mir zu entziehen bestrebt gewesen sind. Berlin, den 1. Dezember 1827. (gez) Friedrich Wilhelm. b. Des RKonigs Vermächlniswort an seinen Sohn. Eylert, Charalterzüge aus dem Leben Friedrich Wilhelms III. Magdeburg 1844. Thl. J. S. 409. Auf Dich, Meinen lieben Fritz, geht die Bürde der Regierungsgeschäfte mit der zanzen Schwere ihrer Verantwortlichkeit über. Durch die Stellung, die ich Dir in Beziehung auf diese angewiesen habe, bist Du mehr als mancher andere Thronfolger darauf vorbereitet worden. An Dir ist es nun, Meine gerechten Hoffnungen und die Erwartungen des Vaterlandes zu erfüllen — wenigstens danach zu streben. Deine Grundsätze und Gesinnungen sind Mir Bürge, daß Du ein Vater Deiner Unterthanen sein wirst. Zule Dich jedoch vor der so allgemein um sich greifenden Neuerungssucht, hüte ——1