213 Partei Mutlosigkeit. Da gewinnt sie mit letzter zusammengefaßter Kraft die blutige Schlacht bei Nördlingen. Es folgt die dritte Periode (1634—1648), vierzehn Jahre, in denen Sieg und Niederlage auf beiden Seiten sich fast ausgleichen. Die Schweden an das Nordmeer zurückgedrängt, stürmen, alle Kraft anspannend, noch ein¬ mal bis über die Mitte Deutschlands vor, wieder fluten die Glückswellcn hin und her, aber kürzer, kraftloser. Die Franzosen breiten sich beutegierig am Rhein aus, das Land verödet, Hunger und Pest wüthen. Den Schweden wird ein Feldherr nach dem andern abgenutzt, mit unendlicher Hartnäckigkeit halten sie das Feld, und ihre Ansprüche fest. Ihnen gegenüber steht ebenso unerschütterlich der Ligafürst Maximilian, noch in dem letzten Decennium des Krieges kämpfen die Baiern drei Jahre lang die ruhmvollsten Feldzüge, welche diese Dynastie aufzuweisen hat. Ferdinand II. ist gestorben, sein Nachfolger, klüger und maßvoller, ein erprobter Kriegsmann, hält aus, weil er muß, auch er zäh und dauerhaft. Keine Partei vermag mehr eine Entscheidung herbeizuführen. Jahrelang wird über den Frieden verhandelt, während die Feldherrn schlagen, Dörfer und Städte leer werden, wildes Unkraut aus den Aeckern wuchert. Zuletzt kommt der Friede, in dem fast Alle ihre An¬ sprüche beschränken, er kommt nicht vorzugsweise durch große Schlachten, nicht durch unwiderstehliche politische Combinationen, sondern zumeist durch eine allgemeine Ermattung der Kämpfenden. Nicht im Verhältniß groß sind die Besitzveränderungen, nlrr die Fremden haben sich eingedrängt, und Land und Volk sind verwüstet. Deutschland, welches den Frieden festlich begeht, hat drei Viertheile seiner Bevölkerung verloren. Alles dies gibt dem dreißigjährigen Kriege das Aussehen eines Zerstörungs¬ processes, wie er wohl bei furchtbaren Naturereignissen eintritt. Ueber dem Hader der Parteien regt seine Flügel ein schreckliches Schicksal, es erhebt die Führer und wirft sie in den blutigen Staub, die größte menschliche Kraft wird wirkungslos unter seiner Hand, zuletzt wendet es, von Mord und Leichen gesättigt, sein Antlitz langsam ab von dem Lande, das zu einem großen Leichen¬ felde geworden ist. 32. Die Schlacht bei Lützen. (Von Friedr. v. Schiller.) Die gespannten Erwartungen Europa's, die man im Lager vor Nürnberg hinterging, sollten in den Ebenen Lützens befriedigt werden. Zwei solche Feldherrn, so gleich an Ansehen, an Ruhm und an Fähigkeit, hatten im ganzen Laufe dieses Krieges noch in keiner offenbaren Schlacht ihre Kräfte gemessen. Endlich erscheint der gefürchtete Morgen; aber ein undurchdringlicher Nebel, der über das ganze Schlachtfeld verbreitet liegt, verzögert den Angriff noch bis zur Mittagsstunde. Vor der Fronte knieend, hält der König seine Andacht; die ganze Armee, auf die Kniee hingestürzt, stimmt zu gleicher Zeit kin rührendes Lied an, und die Feldmusik begleitet den Gesang. Dann steigt ber König stl Pferde, und blos mit einem ledernen Koller und einem Tuchrock bekleidet (eine vormals empfangene Wunde erlaubte ihm nicht mehr, den Harnisch zu tragen), durchreitet er die Glieder, den Muth der Truppen zu einer frohen Zuversicht zu entflammen, die sein eigener ahnungsvoller Busen ^erlaugnet. „Gott mit uns!" war das Wort der Schweden; das der Kaiserlichen: „Jesus Maria." Gegen eilf Uhr fängt der Nebel an, sich iu zertheilen, und der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man Lützen in