IV. Bilder aus 6er Geschichte Erster Abschnitt. 60. Die athenische Erziehung nach -en Gesetzen Solons. Max Duncker, Geschichte des Altertums, Berlin (Duncker u. Humblot)^, 1860, I V, S. 243 (gekürzt). 1. Die Erziehung der jungen Athener faßte Solon mit besonderer Sorgfalt ins Auge. Er war davon durchdrungen, daß die Erziehung davon ausgehen müsse, der Jugend Ehrfurcht und Scheu vor den Göttern einzuprägen, daß sie eine religiöse Grundlage haben müsse. Die Kraft der Mäßigung, der Selbstbeherrschung, der Hingebung für das Gemeinwesen konnte- nur geweckt und genährt werden durch die Vergegenwärtigung der Mächte des Himmels. Solche Vergegenwärtigung des Wesens und Waltens der Götter besaßen die Griechen nun in ihrer Poesie. An dieser mußte man demnach die Jugend emporbilden. Die religiöse Poesie der Griechen bestand in HymnenI und Chorälen^), die, zum Gottes¬ dienste bestimmt, ohne die Musik den wesentlichsten Teil ihrer Wirkung einbüßen mußten. Wenn man die Jugend diese Hymnen und Chorlieder lehrte, mußte man sie zugleich den Gesang, die musikalische Begleitung, lehren. Die Griechen schrieben zudem der Musik einen großen Einfluß auf die Seele des Menschen zu. So verband sich bei ihnen der Unterricht in der Religion zugleich mit dem in der Poesie und in der Musik. Sie faßten alle diese Zweige des Unterrichts unter dem Namen der musischen Kunst, der Musik, zusammen. 2. Bis zum siebenten Jahre waren die Kinder der Mutter überlassen. Die Wärterinnen wiegten die Kinder der Vornehmen, sie in der Schwinge schaukelnd, in den Schlaf, sangen ihnen Wiegen¬ lieder und sagten ihnen die Fabeln, die Äsopb) den Hellenen erzählt hatte. Sie spannten ihre Einbildungskraft, wenn sie ihnen sagten, *) die Hymne: „Lobgesang, Festlied". — *) der Choral: „Kirchen¬ gesang." — 8) Fabeldichter im 6. Jahrhundert v, Chr,