214 am Gewinn; denn es war schicklich, daß ihm der Mann von seinem Erwerbe abgab. 3. In der großen Halle des Herrenhauses sammelten sich die Bankgenossen um den Herd; sie saßen zum Mahle in Reihen auf erhöhtem Sitz, in der Mitte auf dem Herrenstuhl der Wirt. Bei mehreren deutschen Stämmen teilte die Hausfrau den Herrensitz; sie und die Töchter schenkten das Bier und den Met in Krüge aus Eichenholz, welche vor dem Mahle reihenweise an der Wand gehangen hatten. Am Herde war der große Braukessel befestigt, das geweihte Gerät des Hauses, über dem die Hausgenossen ihr Gelübde taten. Jedem einzelnen war wichtig, wo er saß; dem Fremden, der gastlich aufgenommen wurde, den rechten Platz zu geben, war eine ernste Sache; denn tief kränkte Zurücksetzung. Beim Mahle öffnete sich zwanglos das Gemüt in Scherz und kluger Rede. Mit fein gestellten Worten und Anspielungen zu necken und sich zu verteidigen, mußte der tüchtige Mann verstehen. Dazwischen unterhielten Erzählungen der Alten von eignen Taten und den Schicksalen der Ahnen; der Sänger griff in die Saiten und sang sein Lied von dem Stammeshelden, der den menschen- fressenden Nichus im Ringkampfe tötete oder den schätzehütenden Drachen erschlug, den verhängnisvollen Schatz erhob und dafür dem Fluche verfiel umherzuirren, in der Fremde zu dienen und zu fallen als ein Opfer dunkler Mächte. Lange dauerte das Gelage, die Germanen konnten kein Ende finden; geräuschvoll wurde der Verkehr unter den Zechenden; leicht griff die Hand des Verletzten zur Waffe, und die Zucht des Hauses erwies sich oft zu schwach, plötzliche Wut oder lange verhaltenen Groll zu zügeln. War das Mahl spät beendet, dann begab sich der Wirt in sein Schlafgemach. Ein Teil der Herdgenossen lagerte in der Halle, die Bänke wurden zurückgeschoben und Polster auf den Boden gelegt, darüber Tier¬ felle und Decken. War die Zeit sorglich Z, dann stützten sie den Heerschild an die Bank zu ihren Häupten und legten Helm, Brünne, Speer darauf; denn zu jeder Stunde zum Streite fertig zu sein ziemte nützlichem Manne. 4. Nahten aber dem Herrenhause bewaffnete Fremde, dann wurden sie von dem Mann, der an der Mark die Wache hielt, angerufen und nach dem geheimen Schutzwort, der Losung, gefragt. Bekannten sich die Kommenden als Fremde und erklärten sie freundliche Absicht, so geleitete sie der Wächter bis an den Hof. Dort saßen die Fremden auf der Bank vor dem Hause nieder, stellten die Speere zusammen, lehnten die Schilde an die Wand Besorgnis erregend.