1 Anhang. Anfangsgründe 6er Poetik. 1. Verse unH Strophen. 1. Wohllaut und Wohlklaug der poetischen Sprache beruhen vor allem auf Rhythmus und Reim. 2. Unter Rhythmus versteht man den nach bestimmten Gesetzen geregelten Wechsel von betonten und unbetonten Silben. Die betonte Silbe heißt Hebung (,), die unbetonte Sen¬ kung (~). 3. Die kleinste rhythmische Verbindung ist der Takt oder Vers¬ fuß, die nächstgrößere der Vers. Nach der Zahl der Füße, aus denen der Vers besteht, unterscheidet man zwei-, drei-, vier-, fünf-, sechs-, sieben- und achtfüßige Verse oder Verse mit zwei, drei, vier u. s. w. Hebungen. Der ersten Hebung kann ein aus einer oder zwei Senkungen bestehender Auftakt vor¬ ausgehen. Rhythmen, die mit der Senkung beginnen, heißen steigende, diejenigen, die mit der Hebung beginnen, heißen fallende. 4. Der Wechsel der Hebungen und Senkungen ist meistens so regel¬ mäßig, daß alle Hebungen entweder mit nur einer oder mit zwei Senkungen abwechseln, so daß alle Versfüße auch gleiche Silbenzahl haben; nur der letzte Versfuß ist oft unvollständig, so daß ihm die Senkung fehlt. Nicht selten ist jedoch die Zahl der Senkungen zwischen den einzelnen Hebungen verschieden, und es kann der Fall eintreten, daß auf einen Versfuß mit einer Senkung ein anderer mit zwei Senkungen folgt und um¬ gekehrt. Selten fehlt die Senkung zwischen zwei Hebungen. Es ist aber zu beachten, daß die einzelnen Versfüße beim Lesen der Zeitdauer nach als völlig gleich erscheinen müssen. Hiernach sind folgende Verse zu vergleichen:. Die Mitternacht zog näher schon Keinen Brunnen hat der Felsen Lieblich war die Maiennacht Und er leert ihn hastig bis aus den Gründ Und Moses schlug mit dem Stab in den Schwall.