e8 75 Das Horn der Ziege faßt das ein', So sollten sie alle verloren sein! Schön Suschen steht noch strack und gut — Wer rettet das junge, das edelste Blut? Schön Suschen steht noch wie ein Stern; Doch alle Werber sind alle fern. Rings um sie her ist Wasserbahn, Kein Schifflein schwimmet zu ihr heran. Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf, Da nehmen die schmeichelnden Fluten sie auf. 23 Kein Damm, kein Feld! Nur hier und dort Bezeichnet ein Baum, ein Turm den Ort. Bededt ist alles mit Wasserschwall; Doch Suschens Bild schwebt überall. Das Wasser sinkt, das Land erscheint, Und überall wird schön Suschen beweint. — Und dem sei, wer's nicht singt und sagt, Im Leben und Tod nicht nachgefragt. 63. Preußens Frauen. Aus den „Geharnischten Sonetten“. Friedrich Rückert. Frau'n Preußens, nehmt für eure Opfergaben Das Opfer an des Lieds, das ich euch bringe, Ihr, die ihr gabt vom Finger eure Ringe, So wie ihr gabt vom Busen eure Knaben. 2. Dem Vaterland! In Erzschrift sei gegraben Eu'r Preis, daß ihn kein Mund der Zeit bezwinge! Des Ruhms, den eurer Männer blut'ge Klinge Erfechten wird, sollt ihr die Hälfte haben. 3. Denn wenn sie selbst, im Sturm des Feindes, Wunden Erbeuteten, so habt ihr mit dem Kleide Von euren Schultern ihnen sie verbunden; 1 Und wenn der Freiheit Tempel aus dem Leide Neu steigt durch sie, so soll's die Welt erkunden, Daß, ihn zu schmücken, ihr gabt eu'r Geschmeide.