- 256 - mir leis ins Ghr: „hör du, ich will nach Haus, mir wird so schwindlig — halt nur tapfer aus!" Du gingst. Ich kämpft' ein halbes Stündchen fort, doch endlich litt's auch mich nicht länger dort, auch ich ging weg. Ich klopfte bei dir an. Du lagst im Bett, als ich ins Zimmer guckte! Die Eltern standen um den Krzt — der zuckte die Kchseln: „Glaubt, er hat gelogen, Mann: kein Zufall war's, das hat ein Bursch getan —" Da sahst du mich. Du gabst mir rasch die Hand, bogst dann dich heimlich winkend zu mir vor, (so blinzelnd sah ich oft dein Uuge schaun, Ünabengeheimnisse mir zu vertraun) und bittend flüstertest du mir ins Ghr, daß keiner rings es hörte: „Ferdinand, sag nicht, wer's war!" Und ruhig schliefst du ein, auf ewig ein .... Mein kleiner Freund, er ruht nun dreißig Jahr, und heut erst fühl' ich ganz, wie schön er war! Ferdinand Kvenarius. J08. Morgengebet. G wunderbares, tiefes Schweigen, wie einsam ist's noch auf der Welt! Die Wälder nur sich leise neigen, als ging' der Herr durchs stille Feld. Ich fühl' mich recht wie neu geschaffen, wo ist die Sorge nun und Not? Was mich noch gestern wollt' erschlaffen, ich schäm' mich des im Morgenrot. Die Welt mit ihrem Gram und Glücke will ich, ein Pilger, froh bereit betreten nur wie eine Brücke zu dir, Herr, übern Strom der Zeit. Joseph v. Lichendorff.