92 13. Goethes Mutter. Treuer, biederer Ritter Eduard! auch Du denkst an mich — Ha aus dem Glas da schmeckts — habe sogleich meines ) lieben Ritters Gesundheit getrunken, und werde das oft thun, danke danke danke lieber Eduard. Die dicke Catharine fragt 5 alle Tage ob Eduard und Jettgen recht bald wiederkämen — sie möchte gar zu gern mit ihnen die Wachtparade auf¬ ziehen sehen — und die Elisabeth möchte gern wieder ge¬ brannte Mehlsuppen machen — Kommt doch ja bald wieder — hörst Du! 10 Nun liebe Enkeleins! Nochmals meinen Dank — fahrt ferner fort Euren lieben Eltern und mir Freude zu machen — und glaubt, daß ich allzeit vou gantzem Hertzen bin Eure Eitch zärtlich liebende Großmutter 15 Elisabeth Goethe. 3. An Fritz von Stein. Frankfurth, den 17. November 1784. Lieber Sohn! Ungeachtet Sie dieses Schreiben durch die Post ehnder würden erhalten haben, so konnte es dem 20 Ueberbringer dieses ohnmöglich abschlagen, der mich sehr ersuchte, ihm etwas mitzugeben. Ich danke Ihnen von gan¬ zem Herzen vor die Schilderung Ihrer mir so lieben und interessanten Person — besonders freut es mich, daß Sie Ihr Gutes und Nichtgutes schon so hübsch kennen. Bravo! 25 lieber Sohn! das ist der einzige Weg, edel, groß, und der Menschheit nützlich zu werden; ein Mensch, der seine Fehler nicht weiß, oder nicht wissen will, .wird in der Folge un¬ ausstehlich, eitel, voll von Prechn^wNen^ — intolerant, — niemand mag ihn leiden, — und wenn er das größte Genie 30 wäre, — ich weiß davon auffallende Exempel. Aber das Gute, das wir haben, müssen wir auch wissen, das ist ebenso nöthig, ebenso nützlich, — ein Mensch der nicht weiß, was er gilt, der nicht seine Kraft kennt, folglich keinen Glauben an sich hat, ist ein Tropf, der keinen festen Schritt und Tritt 35 hat, sondern ewig im Gängelbande geht und in saevium saev¬ iorum — Kind bleibt. Lieber Sohn, bleiben Sie auf diesem