der Handwerker ein Lieblingsgegenstand unholder Scherze; Roheit, Einfall, unredliche Pfiffigkeit, Trunkliebe und Freude am Prügeln wurden ihm nachgesagt. Nicht immer mit Recht. Wohl lebte er in ziemlicher Unkenntnis fremder Verhältnisse, in Tracht, in Sprache und Liedern war er nicht modisch wie die Städter; er gebrauchte gern - derbe, alte Worte, welche der Städter sich längst abgewöhnt hatte, aber sein Leben war deshalb nicht arm an Gemüt, an Sitte, selbst nicht an Poesie. Noch hatte der verklingende deutsche Volksgesang einiges Leben, und der Landmann war der eifrigste Bewahrer des¬ selben; noch waren die Feste des Bauern, sein Familienleben, seine 10 Rechtsverhältnisse, seine Käufe und Verkäufe reich an alten farben¬ reichen Bräuchen. Auch die echte deutsche Freude an hübscher Hand¬ werksarbeil, das Behagen an kunstvollen Erbstücken teilte der Land¬ mann damals mit dem Bürger. Sein Hausgerät war stattlicher als jetzt. Zierliche Spinnräder, sauber ausgeschnittene Tische, geschnitzte 15 Stühle und Wandschränke haben sich bis auf unsere Zeit erhalten und werden jetzt mit den irdenen Apostelkrügen und ähnlichem Trink¬ geschirr von Kunstsammlern angekauft. Grotz mutz der Schatz der Bauerfrauen an Betten, Kleidern, Wäsche, an Ketten, Schaumünzen und anderem Schmuck gewesen sein, und nicht weniger begehrungs- 20 würdig waren die zahlreichen Würste und Schinken im Rauchfange. Auch viel bares Geld lag versteckt in den Winkeln der Truhe oder sorglich in Töpfen und Kesseln vergraben; denn das Aufsammeln der blanken Stücke war eine alte Bauernfreude. Das Leben des Bauern war reichlich, ohne viele Bedürfnisse; er kaufte in der Stadt 25 die Nesteln für seine Kleider, den silbernen Schmuck für Weib und Töchter, Würze für seinen sauren Wein und was von Metallwaren und Gerät in Hof und Küche nötig war. Die Kleider von Wolle und Leinwand webten und schnitten die Frauen im Hause oder der Nachbar im Dorfe. 3° So lebte der Bauer in Mitteldeutschland noch nach dem Jahre 1618. Wohl kamen auch ihm Nachrichten zu von wildem Kriegs¬ getümmel hinten in Böhmen, aber das kümmerte ihn wenig; was ging es ihn an, was in den Ländern des Kaisers geschah? Doch bald wurde ihm deutlich, datz eine schlechte Zeit auch für ihn heran- 35 ziehe. Das Geld, welches er in der Stadt empfing, wurde sehr rot, und alle Waren wurden teuer. Da er kein schlechtes Geld annehmen wollte, behielt er Getreide und Fleisch zu Hause und zog gar nicht mehr nach der Stadt. Sein Herz wurde voll böser Ahnungen. So ging es bis zum Jahre 1623. Da sah er das Unheil noch von 10* 40